Freitag, 31. Mai 2013

Zwiesprache


Vor zwei Jahren im Mai erblickte ich morgens um 04:43 Uhr aus dem Küchenfenster auf der Wiese ein Reh. Ich zückte die Kamera, denn ich hatte mir vorgenommen, alle Wildtiere fotografisch festzuhalten, welche sich am Haus zeigten. Erst beim Sichten der Bilder am Computer bemerkte ich den Fuchs auf der Strasse. Was sich die beiden heimlichen Nachbarn wohl zu sagen hatten?

Meine Tage sind rappelvoll. Die bezahlte Arbeit wächst mir über den Kopf, beglückt mich aber auch sehr. Der Frischling dreht seine Runden, plappert und werkelt und nimmt mich ganz für sich ein. So vieles will geschaffen, gedacht, gelesen, gepflanzt, gehört, gesprochen, gefeiert werden. Gut und schön und sehr anstrengend ist es, mein Leben.

Samstag, 25. Mai 2013

Manifest



Endlich dürfen sie an die Wand, diese Worte.
Immer wieder beruhigen und ermutigen sie mich.

Verflixte Typographie, noch immer fällt mir das Buchstabenbüscheln schwer.


*Die liebe Ulma mit ihrem Kommentar hat mich drauf gebracht: Nein, verkaufen will ich dieses Bildchen nicht. Verschenken hingegen sehr gerne. Wer ein PDF ohne Krähen-Wasserzeichen erhalten möchte, der solle mich doch bitte kontaktieren. Per Mail verschickt, kann das Manifest danach auf A3 oder kleiner für private Zwecke ausgedruckt werden.

Sonntag, 19. Mai 2013

Waldmeister



Der Gefährte ist Wirt. In seiner Seele. Und deshalb wurde aus dem alten Kuhstall eine kleine Gaststube für Freundinnen und Freunde. Ein Ort für friedliches Beisammensein, unkompliziertes Essen, passende Musik, denkwürdige Gespräche. Ein Platz für Kinder, Familien, Frauen- oder Männerrunden. Ein Rahmen für Konzerte, Sportübertragungen, Familienfeiern, Geburtstagsfeste.

Gestern war es endlich wieder soweit, und die zweite Saison seit Gründung wurde mit einem Frühlingsfest eröffnet. Den Auftakt bildete eine Waldmeisterbowle, alles weitere unterlag nicht mehr unserer Planung. Doch das Konzept des letzten Jahres hatte sich etabliert. Ganz selbstverständlich brachten alle Eingeladenen ihre Grilladen, Salate, Brote und Desserts mit. Das Buffet bog sich unter den Köstlichkeiten. Der Gefährte stand hinter der Bar, ich selbst konnte mit Freundinnen palavern, dann und wann mit Kleinigkeiten aus Küche und Haushalt aushelfen und den Frischling im Auge behalten, welcher unermüdlich und bis in die tiefe Nacht hinein zwischen den Gästen seine Runden drehte. Reden, Lachen, Tanzen, es waren gute Stunden.



Ich durfte Zeuge eines beinahe schon magischen Momentes werden: Zwei Mädchen tanzten im Schein der Strassenlaterne. Ihre Musik? Das Rauschen des Waldes oder die Klänge der Sterne, ich weiss es nicht. Still und neugierig beobachtete die Katze das Geschehen. Eine verspätete Walpurgisnacht.

Samstag, 11. Mai 2013

Freudenränder



So lange wurde gedacht und geplant. Jetzt ist die Zeit des Handelns angebrochen. Wir legen Gartenbeete an, bringen Pflanzen und Samen aus, verbrennen Unmengen von altem Holz (morsche Pfähle etc.), gründen einen neuen Kompostplatz, errichten einen Weidenzaun, sagen dem Unkraut und den Schnecken den Kampf an,...

Sogar der Frischling hat schwarze Ränder unter den Fingernägeln. Wer schuf wohl den unpassenden Namen "Trauerränder"? Freudenränder sind das! Wir alle geniessen das Werkeln unter freiem Himmel sehr.

Obwohl dieses Blog ja nach Schafen, Kompost und Wiesenblumen "riecht": Für uns sind all diese Arbeiten neu, ungewohnt und aufregend. Von unseren Nachbarn, den echten Bauern, werden wir, wo immer nötig, freundlich unterstützt, wohl aber auch etwas belächelt. Es ist uns egal. Wir verwirklichen hier unseren Lebenstraum, wachsen langsam hinein in die Arbeiten, welche die verschiedenen Jahreszeiten mit sich bringen. Dass wir nicht von landwirtschaftlichen Erträgen leben müssen, macht die Haus-und-Hof-Projekte unbeschwert und sehr lustvoll. Der Hof bildet ein wohltuendes Gegengewicht zu unseren Erwerbsarbeiten, welche wunderbar, aber auch sehr "flüchtig" und in ihrer Wirkung schwer messbar sind.

So haben wir also den Konjunktiv II zum Schweigen gebracht und wagen uns gemeinsam an ein Leben, welches unseren kühnsten und tiefsten Träumen entspricht. Was für ein Glück.

Donnerstag, 2. Mai 2013

Blaue Stunde



Noch bist du da

Wirf deine Angst
in die Luft

Bald
ist deine Zeit um
bald
wächst der Himmel
unter dem Gras
fallen deine Träume
ins Nirgends

Noch
duftet die Nelke
singt die Drossel
noch darfst du lieben
Worte verschenken
noch bist du da

Sei was du bist
gib was du hast


Rose Ausländer

Aus: Gesamtwerk in 16 Bd. (abgeschlossen 1995)
erstmals in: Mein Atem heisst jetzt
Fischer Taschenbuch Verlag; Frankfurt am Main 1981
Ich freue mich über jeden Kommentar.
Weil dann Statistik-Zahlen zu Menschen werden.
Dank dir.