Samstag, 31. August 2013

Lob dem Dunkel


Es greift leichte Wehmut um sich, jetzt, wo sich der Sommer verabschiedet. Wir mögen uns auf lange Abende mit Tee, Strickwolle und erste Kerzen freuen. Gemeinhin ist aber das Dunkle in unserm Kulturkreis negativ besetzt. Deshalb will ich jetzt hier einmal dem Dunkel ein Kränzchen winden.

Die Dunkelheit schützt, verbirgt, ins Dunkle kann man sich zurückziehen. Das Dunkle ist gnädig. Das Dunkle ist warm, weich und rund, das weibliche Prinzip. Der Tod ist weiss, hart und kalt. Im Dunkel entspringt das Leben. Im Dunkel ist alles enthalten, es absorbiert, vereint. Schwarz ist alles, während Weiss nichts ist.

Oh, ich freue mich auf die Dunkelheiten. Sogar auf die melancholischen.

Es grüsst Frau Krähe

Mittwoch, 21. August 2013

Die Welt erhämmern und Bande knüpfen


Der Frischling liebt seinen Hammer. Immer und überall muss er dabei sein. Unterwegs im Kinderwagen hält er ihn wie ein Zepter, daheim überprüft er hämmernd den Klang aller Wände, Möbel, Materialien. Kein noch so kleiner Hammer in den wunderbaren Ali-Mitgutsch-Büchern entgeht ihm. "Hammer" war denn auch eines seiner ersten gesprochenen Worte. Das alles ist schön und gut. 

Hämmer können wohl vieles, aber nicht alles. Etwas Weiches, Freundliches, im weitesten Sinne Menschliches musste her. Eine Puppe. Was ich mir ganz einfach vorgestellt hatte, erwies sich als echte Herausforderung. Ein Junge sollte es sein, aus Stoff gefertigt, mit hübschem Gesicht, nicht zu klein, nicht zu gross. Was in Spielzeugläden angeboten wurde, gefiel mir nicht oder war viel zu teuer. Bald landete ich bei handgefertigten Waldorf-Puppen, wobei mich die aufgemalten Gesichter oft nicht überzeugten.



Und dann fand ich ihn. Im Brocki, fast geschenkt. Ein Handarbeits-Stück, welchem das Gesicht fehlte. Feine Bleistiftlinien waren zwar aufgezeichnet, aber dann hatte die Schöpferin wohl der Mut verlassen. Die Augen waren schnell gemalt, auch die Andeutung eines Mundes. Auf der Wange rutschte ich einmal aus, was ihm einen hübsch unperfekten Storchenbiss bescherte. Noch etwas unsicher bin ich mit den Augenbrauen, fürs Erste habe ich sie weggelassen. Jetzt wartet er noch auf anständige Kleidung. 

Eines ist gewiss: Der Frischling mag ihn. Und wird ihm irgendwann seinen Namen geben.


Mittwoch, 14. August 2013

Abendgedanken



Jetzt sind sie also schon wieder zu Ende, die grossen Sommerferien. Morgen früh 07:20 geht es los. Und obwohl mir die ersten paar Stunden nur vertraute Gesichter begegnen werden, bin ich nervös. Immer noch, nach all den Jahren. Ich bin gut vorbereitet, freue mich auf die anstehenden Aufgaben und hoffe, dass ich den einen und andern Funken entzünden kann bei der "Kundschaft". 

Es gibt einiges zu berichten, wofür die Zeit heute nicht reicht. Viele Maschen habe ich gestrickt die letzten Wochen, einige Stoffe zerschnitten und neu zusammengesetzt, einer Puppe ein Gesicht geschenkt, Schafverwandlungen bestaunt und vor einigen Tagen schliesslich das Herbstlicht begrüsst. 

Die Farben haben sich verändert. Als es endlich regnete nach der langen Hitze, atmete die Natur auf und zeigte ein ganz anderes Gesicht als im gleissenden, harten Sommersonnenschein. Geradezu irisches Wetter und Licht umgab und beglückte mich. Und auch jetzt, wo die Tage wieder hell und freundlich sind, ist etwas davon zurückgeblieben. Eine Tiefe in den Grüntönen, warme Dunkelheiten und eine satte Weichheit, welche leise den Herbst ankündigt.
Ich freue mich über jeden Kommentar.
Weil dann Statistik-Zahlen zu Menschen werden.
Dank dir.