Samstag, 28. September 2013

Pullover



Gestern vor zwei Jahren am Nachmittag verunfallte der Gefährte schwer. Wir waren frisch verheiratet und genauso frisch in froher Erwartung. Wie jeden Nachmittag fuhr der Gefährte mit dem Mofa den Berg hinunter zur Arbeit. Da löste sich der Pullover, welchen er auf den Gepäckträger gewurstelt hatte, verhedderte sich im Rückrad und blockierte dieses schliesslich abrupt. Es kam zum Sturz. Leider blieb es nicht bei einigen Überschlägen, ein mögliches mehr oder weniger sanftes Abrollen wurde durch einen Granitblock am Strassenrand verhindert.

Resultat: eine schwere Gehirnerschütterung und zahlreiche komplizierte Knochenbrüche auf der linken Körperseite: Schulter, Ellbogen, Handgelenk, mehrere Rippen, Knie und Fuss. Die Erleichterung und Dankbarkeit, dass weder Gehirn noch Wirbelsäule Schaden genommen hatten, war unsäglich. Trotzdem merkten wir bald, dass dem Gefährten eine langwierige Heilungszeit bevorstand. Mehrere Monate in Spital und Rehaklinik veränderten unser beider Tagesabläufe und brachten einige schwierige, aber auch schöne Momente mit sich. Am schlimmsten war aber wohl die langanhaltende Ungewissheit, ob der Gefährte je wieder als Musiker (Gitarrist) arbeiten könnte. Während eines ganzen Jahres war es ihm nicht möglich, den Unterarm weit genug auszudrehen, um das Instrument spielen zu können. Diese lange Arbeitsunfähigkeit bescherte uns im Gegenzug dafür einen wunderbaren Start als Familie, da wir so die ersten Monate mit dem Frischling rund um die Uhr zusammen erleben durften.

Mit Ablauf der zwei Jahre gilt der Gefährte jetzt als "austherapiert", und die wöchentlichen Trainings bei der Physiotherapeutin gehören der Vergangenheit an. Auch arbeitet er seit einem Jahr wieder als Musiker und Musiklehrer. Schlechter ist sein Spiel nicht geworden. Besser leider auch nicht.

Dieser Jahrestag ist schwer zu vergessen, weil genau in dieser Woche bei uns im Dorf jeweils eine grosse Herbstmesse, und bei mir in der Schule zufälligerweise eine Projektwoche stattfindet. Und so musste dieser denkwürdige Tag auch "gefeiert" werden: Im schönsten sonnigen Herbstlicht haben wir den Unglückspullover verbrannt, welcher damals vor zwei Jahren unser Leben so verändert hat. Am Abend durfte der Frischling die Grosseltern unterhalten, während wir seit langer Zeit wieder einmal gemeinsam auswärts essen gingen und unter anderem die vergangenen zwei Jahre Revue passieren liessen.

Das Alte ist vorbei, aber nicht vergessen. Ich bin von riesiger Dankbarkeit erfüllt, dass wir noch zusammensein dürfen. Dass es uns gut geht, dass wir weiter an unseren Lebensplänen herumbasteln dürfen, und dass wenig Schlechtes und viel Gutes aus dieser schwierigen Zeit noch heute unsere Tage begleitet.


Donnerstag, 26. September 2013

Stolperstein: Entweder man lebt,



...oder man ist konsequent. (Erich Kästner)

Ich wundere mich immer wieder sehr.

Konsequenzen werden als eine sehr wichtige Sache im Umgang mit Kindern angesehen. Aber meinen die Erwachsenen wirklich Konsequenz? Oft handelt es sich bei genauer Betrachtung vielmehr um Regeln, oder wenn diese nicht eingehalten werden, um Strafen, welche beide, als Konsequenz getarnt, angewendet werden. Erste sind immer von der regierenden Macht abhängig, somit sehr subjektiv und dadurch zu hinterfragen. Zweite sind selten bis nie erfolgversprechend.

Echte Konsequenzen hingegen werden Kindern oft vorenthalten. Statt beispielsweise auf die Souveränität und angemessene Reaktion einer kompetenten Katze zu vertrauen, wird ein kleiner Grobian mit Erklärungen, Verboten und Befehlen überhäuft. Viele Erlebnisse werden verhindert, als handle es sich um lebensbedrohliche Situationen.

Ebenso eigenartig ist, dass die Erwachsenen zwar Konsequenzen im Umgang mit Kindern für essentiell halten, selber aber überhaupt nicht konsequent sind. Noch ein bisschen Schokolade zum Kaffee? Zehn Minuten länger im Bett liegen bleiben? Heute mal aufs Staubsaugen/Aufräumen/Abschminken/Schuhe ausziehen/...(bitte beliebige Tätigkeit einfügen) verzichten? Noch ein wenig länger als geplant fremde Blogs besuchen? Bitte sehr. Ja, gerne. Nur heute. Nur jetzt. Und wir leben alle hervorragend damit. Inkonsequenz begleitet und auf Schritt und Tritt. Und tut uns meistens sehr gut.

Viel Spass Euch und Euren Kindern. Das Leben ist schön. Geniesst es und Euch!

(Wie es der Name schon sagt: Unter dem Label "Stolperstein" notiere ich Gedanken, Ungereimtheiten und Überlegungen, welche meinen Weg kreuzen und mich kurz oder etwas länger beschäftigen.)

Montag, 23. September 2013

Sonnwendlig


Ausgewählt und per Handschlag besiegelt
Lichtfänger beblinzelt
Wintervorbereitungen getroffen
Das Geheimnis des Feuermachens weitergegeben
In weiche Wolle gegriffen
Das Schultertuch wachsen lassen
Vermicelles genossen
Das Tagwerk bestaunt
Viel gespielt
Vieles geerntet
Den Rücken gebeugt
Auf das Kommende gefreut

Von oben nach unten und von links nach rechts die Impressionen des Wochenendes.
Habt es fein.


Donnerstag, 19. September 2013

Lesen heisst denken


Freie Verse

Gestern Nacht erwachte ich wusste
Dass ich mich nun von diesen Versen
Verabschieden sollte. So geht es immer
Nach einigen Jahren. Sie müssen hinaus
In die Welt. Es ist nicht möglich sie
Ewig! hier unter dem Dach zu behalten.
Arme Dinger. Sie müssen hin in die Stadt.
Wenige werden später zurückkommen dürfen.
Jedoch die meisten treiben sich draussen herum.
Wer weiss was aus ihnen noch wird. Eh sie
Zur Ruhe gelangen.

Sarah Kirsch

Sarah Kirsch, Werke in fünf Bänden. Band 3. Gedichte. ISBN 3-421-05272-7

Donnerstag, 12. September 2013

Chaos überall



Als ich die aufgedrehte Wolle zu einem Knäuel wickeln möchte und Entwirrungsversuche auch solche bleiben, entschlüpft mir der ein und andere Fluch. Nach langem Gewickel, Entknoten und Probieren liegt aber schliesslich doch ein akkurat aufgewickelter Knäuel Wolle vor mir.

Der Elektrozaun der Schafe verheddert beim Umstecken. Das Gezerre, Gefädel, Untendrüber- und Untendurchziehen erinnert mich an die Wolle, nur dass ich jetzt mitten drin stehe im Chaos. Ich schaffe es, einigermassen ruhig zu bleiben und mich den 60 Metern Herausforderung zu stellen. Die Schafe beobachten mich interessiert mal von der einen, mal von der andern Seite des Durcheinanders, um sich schliesslich ganz brav wieder auf der gewünschten Seite der Wiese, abgetrennt durch einen sauber gespannten Zaun, einzufinden.

Wenn mein Blick jetzt auf den Schreibtisch fällt, auf mein Materialregal, in die ein oder andere Schublade, in den Kleiderschrank und an noch so manchen Ort, weiss ich, dass alles zu schaffen ist. Irgendwie, irgendwann. Und dass ich bis dahin nicht die Nerven und Zuversicht verlieren sollte.

Sonntag, 8. September 2013

Wachsen und Werden


Glücklich stelle ich fest, dass einiges gewachsen ist in diesem Jahr. Wer wissen will, wie dieser Garten vor noch gar nicht langer Zeit ausgesehen hat, darf hier gucken.



Mittwoch, 4. September 2013

Der grosse Sommer


Pralle Tage liegt hinter uns. Es gab für uns alle so viel zu entdecken und zu lernen. Jetzt blühen die Stockrosen und die Sonnenblumen. Während das letzte Veilchen langsam verblasst.
Ich freue mich über jeden Kommentar.
Weil dann Statistik-Zahlen zu Menschen werden.
Dank dir.