Samstag, 23. November 2013

genug gelitten!


Allein die Anreise zum Theater war ein Genuss. Per Bahn bin ich durch die Ostschweiz und über die Grenze gebummelt und habe zwei Stunden gebraucht, was mit dem Wagen in einer zu schaffen wäre. Ich habe die Landschaft vorbeiziehen sehen (anfangs), ein bisschen Löcher in die Luft geschaut, gestrickt und Schokomakronen, Ziegenkäse-Zwetschgenkonfitüre-Brötchen und ein Thunfischsandwich, abgelöst von einigen Mandarinen verputzt (die geneigte Leserin möge sich ihren Teil zu diesem kulinarischem Stelldichein denken...).

Feldkirch verbarg sich im Dunkeln, von dem wenig Sichtbaren ich jedoch sehr angetan. Das alte Hallenbad fand ich ohne Probleme, und auch meine beiden Freundinnen trudelten rechtzeitig direkt aus Luzern ein. Ein erlebnisreicher Abend konnte beginnen.

Theater ist mir ziemlich fremd. Ich liebe Bilder, mag Musik. Vor Theater habe ich jedoch eine Scheu, es erscheint mir irgendwie zu intellektuell, zu abgehoben, zu stilisiert. Das ist eigentlich erstaunlich, da ich immer ganz begeistert bin, wenn ich dann wieder einmal ein Theaterstück zu sehen bekomme. Auch dieses Mal wiederholte sich diese Erfahrung.

Von Beginn weg genoss ich die Aufführung. Ich liess mich vom Stück mitnehmen auf seine Reise, war beeindruckt, berührt, betroffen und die ganze Zeit über bestens unterhalten. Den Gefährten auf der Bühne zu sehen in dieser fremden Situation war eigenartig und sehr schön.


Und stolz, ja, stolz war ich auch. Und bin es heute noch. Und jetzt hoffe ich, dass ich langsam den grässlichen Popocatepetl-Twist-Ohrwurm wieder loswerde, welcher mich seit Wochen begleitet. Sogar der Frischling ist infiziert. Wenn ich die Melodie summe, ohne es selbst zu merken, schreit er laut I-AAAA... Wie gesagt: Genug gelitten jetzt.


Montag, 18. November 2013

lange Zeit


Seit einigen Wochen ist unser Leben ein bisschen anders organisiert. Der Gefährte ist verantwortlich für die Musik eines Theaterstückes. Täglich wird geprobt, und das nicht gerade hier um die Ecke. Mittlerweile finden die Intensivproben statt und das bedeutet, heute jedenfalls, dass der Gefährte schon weg war, als der Frischling und ich erwachten und er erst wieder hier sein wird, wenn wir beide schon längst schlafen.

Ich hätte nicht gedacht, wie anders sich dieses Leben anfühlt. Denn meine beiden "bezahlten Tage" bin ich ja nach wie vor unterwegs. Es fallen eigentlich nur einige Stunden weg, welche mir während der restlichen Wochentage fürs Vorbereiten des Unterrichts "offiziell zustehen". Bis jetzt konnte ich mir aber doch immer irgendwie irgendwo das eine und andere Stündchen freischaufeln. Also alles fast wie immer, könnte man denken.

Trotzdem, alles ist jetzt ganz anders. Die fünf Tage am Stück, welche alle ziemlich gleich ablaufen, ziehen sich in die Länge. Wegfahren und Freundinnen besuchen geht nicht, das Auto ist mit dem Gefährten unterwegs. Sogar aufs Einkaufen verzichte ich. Und anstatt dieses Heimchen-Leben einfach mal zu geniessen, diese Zeitlosigkeit, dieses Dümpeln im Jetzt, werde ich antriebslos, melancholisch und träge. Ich fühle mich abends erschöpfter, oder auf eine ganz andere Art erschöpft, als nach einem rappelvollen Tag, wie ich ihn gewohnt bin. Es ist kalt und neblig, meine Gesprächspartner sind ein Kleinkind und eigenartige Tiere, die Tage sind ohne Unterschied. Ich vergesse, welcher Wochentag ist und was wir heute zu Mittag gegessen haben. Pasta? Oder war das gestern?

Manchmal nerven mich die tausend täglichen Absprachen mit dem Gefährten. Katzen schon gefüttert? Wer geht mit dem Hund raus? Geht noch einer von uns einkaufen? Wickelst du den Frischling diesmal? Wer räumt die Küche auf? Hast du gestern staubgesaugt oder soll ich heute?... Aber oh, wie schön das doch ist! Alles kann, nichts muss. Ein bisschen Lust und Unlust liegt drin, immer wieder, jeden Tag. Jetzt nicht. Jetzt mach ich die hier anfallenden Dinge einfach. Weil sonst niemand hier ist. Das ist überschaubar, tatsächlich gemütlicher, aber auch lähmender und irgendwie frustrierender. Wahrscheinlich würde ich mich anders organisieren, wenn dieser Zustand von Dauer wäre. Jetzt bleibt mir aber vor allem die Erkenntnis, dass ich, allem bisweiligen Geschimpfe und Gehetze zum Trotz, unsäglich glücklich bin mit der Organisation unseres Familien- und Berufslebens. Dankbar für die vielen Inputs von "draussen", dankbar für das gemeinsame Gestalten des Lebens daheim. Bis ich es wieder habe, mein gewohntes Leben, versuche ich jetzt aber einfach mit besten Kräften, diese besonderen Tage zu geniessen.

Und dass der Frischling einen regelrechten Weinkrampf hatte heute Abend beim Vorsingen des Liedes "Schlaf, Kindlein, schlaf", weil da der Papa drin vorkommt und ihm scheinbar erst in diesem Moment bewusst wurde, dass er ihn heute noch gar nicht gesehen hatte (Ob er das schon einmal erlebt hat? Ich glaube nicht...),... da tat er mir zwar schampar leid, aber ich habe mich auch sehr gefreut. Weil es so wahnsinnig gut tut, die Verantwortung zu teilen und nur einer von zwei ganz wichtigen Menschen sein zu müssen.

Mittwoch, 6. November 2013

Stolperstein: Milk & Honey III


Das Halten und vor allem Essen von Nutztieren (wobei ich diese Bezeichnung irreführend finde) wird von vielen Leuten als verwerflich betrachtet. Ausbeutung, Sklaverei, Mord,...

In loser Folge hier einige Überlegungen.

Als Nutztiere werden (Duden) Tiere bezeichnet, welche vom Menschen gezüchtet oder an ihn gewöhnt wurden, nicht frei leben und aus wirtschaftlichen Gründen gehalten werden (zB. Pferd, Kuh, Schaf, Huhn,...). Katzen und Hunde hingegen zählt man zu den Heimtieren/Haustieren.

°Mein Hund zwingt mich allein durch seine Anwesenheit zu täglichen langen Spaziergängen, welche sich wohltuend auf meine körperliche und psychische Verfassung auswirken. Was ich wohl an Krankheitskosten spare?
°Wer schon einmal ein Geschäft für Tierbedarf betreten hat, weiss, wie riesig der Markt für Hunde ist. Da wird viel, sehr viel Geld umgesetzt. Wirtschaftliche Kalkulation ohne Ende.
°Ich fühle ich mich, nicht zuletzt dank des Hundes, hier in dieser Abgeschiedenheit immer sicher und geborgen. Unbemerktes Eindringen ins Haus verunmöglicht er zuverlässig (und wenn es nur vor überschäumender Freude ist). Kann ich mir dank ihm eine tiefe Versicherungsprämie erlauben?
°Da er ein Sanitätshund ist, notabene im Ruhestand, bezahle ich für ihn keine Hundesteuer, es ist gesetzlich verankert, dass in derlei nützlicher Profession ausgebildete Tiere davon befreit sind.
°Er frisst die Mäuseköpfe, welche die Katzen überall, gerne auch in den Schuhen, deponieren. Zugegeben, wirtschaftlich ist das uninteressant, ansonsten aber umso mehr.
°Er zeigt mir das Wild, meine Grenzen und Gefühle, bevor ich sie selber wahrnehme.
°Er ist und war mir Freund und Lehrer, begleitet mich seit zehn Jahren und weiss wohl mehr von mir, als ich es selbst ahne. Mit ihm erlebe ich das Geheimnis einer uralten Freundschaft, Dankbarkeit und Verbundenheit.

Nutz- oder Haustier?



Meine kürzlich hier eingezogenen Schafe sind per Definition Nutztiere, da sie Lämmer gebären werden, welche wir weiterverkaufen oder schlachten.
°Gleichwohl werde ich sie beim Namen nennen, ihre Lieblingsstellen zum Kraulen kennenlernen, ihre unterschiedlichen Charaktere berücksichtigen lernen und ihre Eigenheiten akzeptieren.
°Ich werde unendlich viel Freizeit mit ihnen verbringen, mich um sie sorgen und mich mit ihnen freuen, ihre Geburten begleiten und dafür verantwortlich sein, dass ihr Leben ein glückliches wird.
°Was sie mich kosten werden (ich weiss, es wird ein finanzielles Verlustgeschäft), ist mir egal.
°Sie werden mich, sofern alles gut geht, rund 10 Jahre begleiten. Ich werde sie kennen und sie mich, vielleicht besser, als ich es mir vorstellen kann. Mit ihnen werde ich das Geheimnis einer uralten Freundschaft, Dankbarkeit und Verbundenheit erleben.

Nutz- oder Haustiere?


Ihr habts gemerkt, ich störe mich nicht am Begriff Nutztiere, weil ich etwas gegen das Nutzen von Fähigkeiten und Erzeugnissen von Tieren habe. Vielmehr glaube ich, dass der Mensch jedes Tier, welches er hält, als Nutztier verwendet. Ganz ehrlich, wenn mich mein Hund nicht irgendwas (was auch etwas sehr ideelles oder emotionales sein kann) nützen würde, ich glaube, dann täte ich mir das nicht an (Zeit, Geld, Verantwortung, Dreck,...). Es ist aber anzumerken, dass ich für meinen Hund wohl auch ein Nutztier bin, schliesslich ermögliche ich ihm ein angenehmes Leben. Wobei mir natürlich bewusst ist, dass ich "am längeren Hebel sitze" und verantwortungsvoll mit meiner Aufgabe umgehen sollte.

Dass wir die einen Tiere essen und die andern nicht, hat weniger mit den Tieren selbst als mit unserer kulturell-religiösen Prägung zu tun. Die einen Tiere werden gegessen, die andern kriegen Geburtstagsgeschenke, Chemotherapie und Diätprogramme. Die Einteilung lässt sich nicht rational rechtfertigen, Schönheit, Intelligenz und kreatürliche Perfektion finden sich auf beiden Seiten. Ob es den einen oder den andern dabei besser ergeht?

Vergleiche ich Äpfel mit Birnen oder sind wir nicht alle einfach Tiere?


(Wie es der Name schon sagt: Unter dem Label "Stolperstein" notiere ich Gedanken, Ungereimtheiten und Überlegungen, welche meinen Weg kreuzen und mich kurz oder etwas länger beschäftigen.)

Samstag, 2. November 2013

Vorschau: November


° Ballast abwerfen und dadurch freier und mit weniger Gepäck unterwegs sein

° stricken und zeichnen und schreiben und dazu die Teevorräte aufbrauchen, damit ich mein selbstauferlegtes Embargo wieder aufheben kann

° möglichst viel schlafen

° über hübsche Weihnachtsgeschenke nachdenken und dem Wohnraum liebevolle Aufmerksamkeit zuteil werden lassen, wider die Kälte

°Novembermusik hören, zum Beispiel solche


Die monatliche Vor- und Rückschau ergänzt meine unzähligen bestehenden Listen (berufliche und private Pendenzen, Einkauf, Ideen, Tages- und Wochenorganisationen etc.). Sie soll jedoch ausschliesslich wohltuende, mich selbst beschenkende Punkte enthalten, welche sonst einfach allzu schnell und oft vergessen gehen.



Ich freue mich über jeden Kommentar.
Weil dann Statistik-Zahlen zu Menschen werden.
Dank dir.