Dienstag, 30. Dezember 2014

zwei Jahre


Letztes Jahr habe ich darüber einige Worte verloren. Sie gelten immer noch.
Danke euch allen. Fürs Lesen. Fürs Schreiben.
Auf ein Neues.



Sonntag, 28. Dezember 2014

Milchweiss


In einem Märchen meiner Kindheit gab es eine Kuh, die hiess Milchweiss. Ich verstand immer Milchreis.

Vieles ist heute als Mutter für mich selbstverständlich, was ich mir früher nicht hätte denken können. Ans Milch abpumpen werde ich mich aber nie gewöhnen. Vor allem die elektrischen Pumpen lassen mich an die Apparaturen in Kuhställen denken. Dabei sollte ich beim Anblick von Kühen und Melkmaschinen an stillende, nährende Mütter denken. Brave New World.

Wir sind eingeschneit. Wir schlitteln, bauen Schneemänner und leben von unseren Vorräten.

Weisse Welt.





Donnerstag, 25. Dezember 2014

Ohren spitzen




Yeah! Das war grossartig! Danke Jonathan.
Der Gefährte und ich klebten am Bildschirm und verfolgten deinen Auftritt.
Es ist schön, dich zu kennen und ein Stück des Weges begleiten zu dürfen.
(Das gilt vor allem für den Gefährten, ich bin da ja nicht mehr als glückliche Trittbrettfahrerin.)

Für alle Blogleserinnen, welche nicht aus der Schweiz kommen:
"Jeder Rappen zählt" ist eine schweizweit angelegte Spendenaktionen. Dieses Jahr wurde für Familien auf der Flucht gesammelt. Das Ganze wird mit grosser Kelle angerührt, Radio- und Fernsehstationen arbeiten eng mit der Glückskette zusammen, als Zentrale fungiert eine Glasbox auf dem Europaplatz in Luzern. Als Social-Media-Event aufgezogen, kann man daran auch einiges kritisieren. Aber wie dem auch sei:
Die gesammelten
6'127'335 Franken
sprechen für sich.

Und weil es so schön ist, hier noch einmal Jonathan für euch:



Glückliche Weihnachtstage euch allen, mit viel Musik oder ganz still.

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Alpha: Vom Zähmen


Im Umgang mit den Schafen geistert in letzter Zeit immer wieder ein Begriff durch meine Gedanken: Zähmen. Man stellt sich da ja was vor, was einem wohl die Filmindustrie eingeimpft hat: Mensch und Tier pirschen sich täglich etwas näher an einander an. Irgendwann flieht das Tier nicht mehr, irgendwann nimmt es Futter aus der Hand, irgendwann lässt es sich streicheln, und dann, dann ist es zahm. Und holt Hilfe, wenn man in eine Gletscherspalt fällt oder vertreibt den angreifenden Bären oder...

Die Realität ist anders. Meine Schafe lernen mich kennen, ob ich mich speziell mit ihnen beschäftige oder sie einfach versorge. Sie kennen meinen Gang, meine typische Kleidung, meinen Geruch, meine Stimme, meine Geschwindigkeit etc. Es ergibt sich ohne spezielles Zutun eine Vertrautheit im täglichen Umgang. In speziellen Situation (Scheren, Verladen etc.) nützt mir das aber nichts. Bei unsern ersten Schafen waren solche "Events" eine nervenaufreibende Sache. Aber nicht die Schafe waren das Problem, sondern wir. Heute weiss ich besser, wie Schafe ticken. Ich treffe Vorkehrungen, verkleinere beispielsweise vorgängig beim Füttern, wenn sie entspannt sind, ihre Stallfläche auf einen guten Quadratmeter. Allein das macht die Tiere extrem ruhig. Sie stehen gerne eng in der Gruppe. Dann kann ich mich zwischen sie stellen, Halsbänder und Stricke montieren etc. ohne dass es zu Aufregung kommt. Die Tiere sind dann in dieser Situation sehr zahm, wären aber genauso panisch wie ihre Vorgänger, wenn ich ihnen mehr Platz liesse. Ihr "Zahm-Faktor" ist also weniger eine Eigenschaft von ihnen als von mir. Und dieses zahm, dieses "Miteinander-vertraut-sein", wie es der Fuchs beim Kleinen Prinzen (Saint Exupéry) nennt, ist nicht nur Gewöhnung, sondern begründet sich auf Wissen, Intuition, Einfühlungsvermögen, Kennen und Akzeptanz.

Auch mit dem Hund gibt es wenig Ärger, wenn ich nicht auf das "perfekt abgerichtete" Tier, ein Ideal, vertraue, sondern wenn ich vielmehr das mir anvertraute Individuum gut kenne und weiss, wie es tickt. In bald elf Jahren mit dem Herrn Hund habe ich akzeptiert, dass er gewisse Dinge nicht kann oder nicht will. Zum einen begründet sich das in seinem Charakter, zum andern in meiner (fehlenden oder fehlerhaften) Erziehung. Wenn ich ihn als Lebewesen mit Eigenheiten, Stärken und Schwächen akzeptiere und daraus für mich Konsequenzen ziehe (z.B. anleinen bei Hundebegegnungen, nicht aber unbedingt im Wald) und die Verantwortung übernehme, haben wir eine tolle gemeinsame Zeit ohne Stress und Ärger.


Wir tun gut daran, uns selbst auch in Bezug auf unsere Kinder "zu zähmen" (welche wie wir selbst dabei wild und fröhlich bleiben können). Wenn ich mir bewusst bin, welche Aufmerksamkeitsspanne, welche Frustrationstoleranz, wieviel Appetit, welches Schlafbedürfnis, wieviel Sicherheit mit unbekannten Personen usw. usf. mein Kind hat, kann ich es vor meinen eigenen überspannten und unrealistischen Erwartungen schützen, seinem Tempo und Empfinden entsprechend agieren und auf seine Bedürfnisse eingehen. Ein glückliches Kind ist etwas anderes als ein zufriedenes Schaf oder ein entspannter Hund. Unser Part ist aber immer ähnlich: Wir brauchen viel Liebe, Intuition, Reflexion, Kenntnis, Neugier und die Bereitschaft, die Verantwortung für die Qualität des Zusammenseins zu übernehmen.

Samstag, 6. Dezember 2014

Adventsfreude


Der Frischling wird dieses Jahr erstmals seine Lieben beschenken. Mit einem wirklich ganz selbstbemalten, nützlich-nachhaltigen und ästhetisch zumutbaren Kindergeschenk, welches dann noch kulinarisch ergänzt wird.


Erstmals seit Jahren beginnt die Adventszeit für mich wieder zu glitzern. Dem Frischling all die Besonderheiten dieser Zeit nahezubringen und zu sehen, wie in ihm dieses Weihnachtszeit-Flämmchen zu glühen beginnt, das ist einfach wunderbar.


(Für D. und H. fällt jetzt halt die Überraschung ins Wasser. Das tut mir leid. Aber dieser Post musste einfach sein. Mein Hirn bringt im Moment für diesen Ort hier einfach nichts Komplexeres zustande.)

Sonntag, 23. November 2014

Die spinnen, die Römer!


Dieses erste Verarbeiten von Wolle ist nur ein kleiner Testlauf einer winzigen Menge (ca. eine Einkaufs-Papiertüte). Ich wollte einfach endlich wissen, was es da alles zu tun gibt, wie es sich anfühlt, und was da so dabei herauskommt, wenn ich mich auf dieses Material einlasse.

Das Sortieren der verschmutzen Wolle war nicht ganz einfach. Was geht noch? Was gehört weggeworfen? Ich habe wohl eher ein bisschen zu gründlich vorsortiert, das anschliessende Waschen und Kämmen beseitigt noch Heu und Gras und löst auch kleinere Verklebungen. In Zukunft werde ich aber direkt beim Scheren die richtig stark verschmutzten Stellen, sprich Kot im Fell, bereits grosszügig aussortieren. Dies wäre überhaupt nicht eklig, Monate später wird es das aber.

Dann wird die Wolle in sehr warmem Wasser mit etwas Spülmittel und Waschsoda zwei- bis dreimal für rund 20 min. gewaschen (eingelegt) und anschliessend mit mehreren Gängen klarem warmen Wasser gespült. Zum Schluss wird geschleudert, tatsächlich. Allein Temperaturschwankungen des Wassers und Kneten der Wolle sollte man unterlassen. Das anschliessende Trocknen dauert jetzt im geheizten Haus nicht lange.

Danach folgt das Kardieren der Rohwolle. Da es mir an Handkarden mangelt, habe ich fürs erste zwei grosse Hundebürsten mit Metallstiften gekauft. Die sind den Handkarden ziemlich ähnlich, günstig und reichen für meine Testzwecke allemal. Und wenn man bedenkt, dass früher für diese Arbeit echte Karden (Pflanzen) benützt wurden, ist ja bereits so eine Hundebürste ein High-Tech-Gerät. Kardieren ist eine ziemlich langwierige, aber schöne Tätigkeit. Perfekt geeignet für einen langen Novemberabend, flankiert von Tee und Hörbuch. Durchs Kardieren entstehen diese herrlich fluffig-leichten Wollwölckchen, wie man sie fürs Filzen oder andere Bastelarbeiten kaufen kann.

Die kardierte Rohwolle kann nun nass- oder nadelgefilzt oder versponnen werden. Da ich zufälligerweise im Besitz einer Handspindel bin, habe ich mich im Spinnen versucht. Der Einstieg ist eine ziemliche Herausforderung, aber schnell lernen die Finger das Material kennen, die Bewegungen werden runder, die Entspannung während der Arbeit setzt ein. Noch immer bin ich sehr langsam, aber was sich da so langsam auf der Spindel aufwickelt, freut mich sehr. Ein ziemlich dünner, einigermassen regelmässiger Faden wird lang und länger.

Anschliessend wird noch das Verzwirnen folgen. Der Faden ist ja erst gedreht, steht also unter Spannung, erst mit sich selbst oder einem zweiten Exemplar verzwirnt, entspannt er sich. Man muss also zwei Meter Wolle spinnen, um am Schluss einen Meter Wollgarn zu erhalten.

Und dann kann man endlich zu stricken beginnen.

Mein erstes Fazit:
Die Arbeit ist keine Hexerei, jedoch sehr zeitaufwändig. Sie muss um ihrer selbst willen gemacht werden, dann ist sie wunderbar.

Auf jeden Fall hat es eine ganz neue Qualität bekommen, den Schafen beim täglichen Besuch das Fell zu kraulen. Dass aus ihren Kutten auf ganz archaische Art und Weise, ohne Strom (ausser in meinem Fall fürs warme Wasser und den Schleudergang) und kompliziertes Gerät ein langer, reissfester, tatsächlich weiter zu verarbeitender Faden entstehen kann, rührt mich eigenartig an. Es ist gut, dass diese drei Schafe hier mit uns leben. Holz und Heu einzulagern, Obst zu dörren und einzukochen, das Feuer zu hüten und Wolle zu spinnen; in diesen einfachen und uralten Tätigkeiten liegen für mich ungeahnte Freude und ein grosses Glück.

Mittwoch, 19. November 2014

haarige Zeiten


Es ist wohl eine Form von Sturheit, vielleicht sogar eine winzige Rebellion, Verweigerung gar. Trotz aller Pläne, Verpflichtungen und anstehender Herausforderungen dieses Projekt zu starten, grenzt an Wahnsinn. Und macht wohl genau deshalb so schampar viel Spass.



Freitag, 14. November 2014

Kommen und Gehen


Wenn ich im Nebel unterwegs bin, lösen sich immer wieder zarte Schemen aus dem lichten Grau, um als 
Bäume, Zäune, Sträucher 
vor mir aufzutauchen und Gestalt anzunehmen. 
Die Welt kommt auf mich zu, offenbart sich mir.


Wenn ich anschliessend die Fotos solcher Spaziergänge betrachte, sind darauf 
Bäume, Zäune, Sträucher 
zu sehen, welche im Nebel verschwinden. 
Auf den Bildern zieht die Welt sich zurück, versteckt sich vor mir.

Sonntag, 9. November 2014

Nebelsonntag


Wie eigenartig, dass Glockengeläut gleichwohl zu hören ist.
Eine Ferne nur aus hellem Grau.
Und dazwischen, in nächster Nähe immer, herbstlicher Farbrausch.









Donnerstag, 6. November 2014

Alpha: Was will ich eigentlich?


Variante 1:
Hm, da vorne liegen Pferdeäpfel auf der Strasse. Da wird sich der Grüsel sicherlich wieder draufstürzen. Das ist einfach zu eklig. Ja, er hat sie auch schon gesehen. Bestimmt läuft ihm schon das Wasser im Mund zusammen. Wäki. "Nein, friss die nicht, du Sauniggel." Ach, nützt alles nix. Er steht einfach drauf. Ob ich ihn mal wieder entwurmen sollte?

Variante 2:
Hm, da vorne liegen Pferdeäpfel auf der Strasse. Das gibt gleich ne kleine Übungseinheit für uns. "Hey, guck mal!" Toll, wie der mich immer anguckt. So lieb. Und verfressen. Blickkontakt gibt schliesslich auch ab und zu ne Belohnung... Jetzt aber flott ausgeschritten, damit er ein bisschen Gas geben muss, weil ich ihn sonst abhänge. "Aus!" Tja, verfressen wie eh und je, aber das Kommando sitzt immer noch. Und hopp.

"Mache nicht Sitz." Ein solches Kommando kann ein Hund nicht korrekt ausführen. Kennt er den Befehl "Sitz", wird er sich sofort setzen. Aber auch wenn es ohne eindeutige Befehle zu und her geht, wird es schwierig für das Tier. Bei allem "mach das nicht" konzentrieren sich alle Gedanken auf "das", was auch den Körper beeinflusst. Bei V1 des oben genannten Beispiels heisst das: Mein Blick richtet sich auf die Pferdeäpfel, meine Schritte werden kürzer und steifer, der Nacken leicht angespannt, der Atem flacher. Die Welt besteht nur noch aus Pferdeäpfeln und der Hund kann gar nicht anders, als sich ihnen zuzuwenden. Auch wenn ich mit ihm schimpfe, wenn er das unerwünschte Verhalten zeigt, ist es für ihn schwierig, davon abzulassen, obwohl er meinen Unmut natürlich mitkriegt. Ihm fehlen jedoch die Ideen, was er stattdessen mit sich anfangen könnte. V2 zeigt eine mögliche Lösung. Ich fokussiere die erwünschte Tätigkeit (zügiges Vorbeigehen), unterstütze den Hund mit einer angenehmen Tätigkeit (guck!) welche nicht mit dem unerwünschten Verhalten vereinbar ist und reagiere notfalls noch mit einem klaren Signal (aus!), welches der Hund schon tausendmal geübt hat. Vorteil von V2 ist, dass sie viel effektiver ist und allen Beteiligten auch noch richtig Spass macht.

(Esoterische Kreise sprechen hier von Tierkommunikation. Die Tiere könnten die Bilder lesen, welche wir denken. Wenn man also denke: "Friss das nicht.", sei das Bild ein fressender Hund, und deshalb werde dem Hund nicht das gewünschte Verhalten vermittelt. Man müsse vielmehr an einen flott dahintrabenden Hund denken, dann sehe das Tier, was von ihm erwartet werde. Bilder hin oder her, egal ob der Hund in oder an unserm Kopf liest, der Effekt ist der gleiche.)

Alles ganz einfach. Und einleuchtend.

Wem der Hund fürs Ausprobieren fehlt, dem sei die Umformuliererei im Umgang mit dem Kind empfohlen. Verkneift euch also ab sofort:
"Stör mich jetzt bitte nicht." (Das "bitte" ist ja nett gemeint, aber in diesem Zusammenhang nutzlos.)
"Achtung, fall da nicht runter."
"Ui, schütte das Glas Wasser nicht aus."
"Trödle nicht so rum."
"Mach jetzt keinen Terror!"
...


Achtung: Das Ganze ist ein Zweistufen-Plan: Relativ einfach gelingt das „Halt dich fest!“ statt „Fall nicht runter.“ Bei kniffligeren Situationen, wie sie im Alltag mit Kleinkind ständig auftauchen, braucht es etwas mehr geistige Beweglichkeit. Das „Fass nichts an.“ am Postschalter mit den fiesen Schokoauslagen in Kleindkindhöhe kann man zwar durch ein „Lass das!“ oder „Hör auf damit!“ ersetzen, wenn das frohe Ausräumen losgeht (Beim Hund kommt an dieser Stelle das „Aus“, Leute wie ich verwechseln da bisweilen auch die Klienten...). Vermutlich braucht das Kind hier aber eine präzisere Ansage, was von ihm erwartet wird. Viel eleganter ist es beispielsweise, dem Kind in dieser Situation die überaus wichtige Funktion des Einfaufstaschen- oder Schirmhalters zu übertragen. Oder einen kleine „Wer-kann-länger-auf-einem-Bein-stehen-Challenge“ vom Zaun zu brechen. Oder es zu fragen, ob es den Vers für den Weihnachtsmann eigentlich noch auswendig aufsagen kann. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Meistens sind es allein schon die bewussten Gedanken, welche den Unterschied ausmachen. Wenn man sie aber ausspricht, wirken sie, gerade für Anfänger auf diesem Gebiet, stärker. Und man merkt auch schneller, wenn man mal wieder in die Falle tappt.

Es ist auch spannend, wie schwierig es einem manchmal fällt, rasch sagen zu können, welches Verhalten man denn eigentlich erwartet. Aber wenn man es nicht einmal selber richtig weiss, wie soll es denn das Kind wissen können?

Das Ganze lohnt sich übrigens nicht nur bei Hunden und Kindern, sondern auch bei Partnern und Pferden. Vielleicht auch bei Fischen. Viel Spass euch allen! Ich freue mich auf Kommentare!

P.S.: Ich habe den Wunsch nach Erziehungsratgeber-Empfehlungen zur Kenntnis genommen. Liste folgt. Irgendwann später in dieser Alpha-Reihe.

Freitag, 31. Oktober 2014

November naht


Gülden Licht und stille Nebel
Sternenglanz in Dunkelzeit.
Traurigkeit. Verbundenheit.


Montag, 27. Oktober 2014

eine Frage


Kann man sich im Kreis drehen und trotzdem vorankommen?


*Hier gibts viel zu tun. Die Tage mit den Kindern sind schön und voll. Ebenso die Tage in der Schule. Die Abende gehören dem Gefährten, dem Schlaf und allem Liegengebliebenem. Ich lese natürlich nach wie vor alle mir liebgewordenen Blogs, komme aber nicht zum Kommentieren und schon gar nicht zum Verfassen eigener Posts. Es werden wieder andere Zeiten kommen.

**Der Frischling trägt den Gehörschutz, während ich staubsauge. Das Ungetüm ist ihm sonst zu laut. Ich war gerade haushälterisch tätig, bevor ich zum Fotoapparat griff.

***Die Duplo-Schienen waren der erste Herzenswunsch des Frischlings. Sein Staunen, seine Freude und Begeisterung beim Auspacken des Paketes zu erleben, war unbeschreiblich. Seit längerer Zeit hörten wir mehrmals täglich: "Ich brauche richtige Schienen. Dringend." Seit er nämlich das Hörspiel kennt, spielt er "Jim Knopf". Vor allem Nepomuks Vulkan und der Kampf zwischen Lokomotive und Drache haben es ihm angetan. Ein Krokodil muss als Frau Mahlzahm (tja, er besteht auf dieses "m"!), ein Nilpferd als Nepomuk herhalten. Lokomotive und Personen sind vorhanden. Aufgezeichnete Schienen brachten nur kurze Entspannung der Lage. Jetzt ist seine Welt in Ordnung. Einziger Wermutstropfen: Die Räder befinden sich nicht auf, sondern über den Schienen. Das ist falsch. Ganz falsch. Findet er.

Freitag, 17. Oktober 2014

Lämmer


Schafe haben eine Tragzeit von 150 Tagen.
Nach 180 Tagen haben wir zu zählen aufgehört.
Der Schafbock war wohl ein Dummerchen...

Dienstag, 14. Oktober 2014

Alpha


Vor noch nicht langer Zeit haben die Welpen begonnen, die nähere Umgebung zu erkunden. Neugierig untersuchen sie alles mit ihren spitzen Zähnchen, rangeln miteinander und geniessen die warmen Sonnenstrahlen. Die Wölfin ruht derweil an einem leicht erhöhten Platz, von wo sie eine gute Sicht auf die umliegende Landschaft hat. Niemand kann sich ihren Kleinen nähern, ohne von ihr bemerkt zu werden. Sollte ihnen tatsächlich ernste Gefahr drohen, würden sie und ihr Gefährte vor einem Kampf nicht zurückschrecken. 

Die älteren Söhne und Töchter der Wölfin bilden das weitere Rudel. Sie orientieren sich ebenfalls an ihr, solange sie entspannt ruht, brauchen sie nichts zu befürchten. Während die Kleinen die Mutter noch in ihrem harmlosen, aber wilden Spiel attackieren dürfen, können sich das die älteren Geschwister nicht mehr erlauben. Die Wölfin würde derartiges Gebaren bei ihnen eindeutig und unmissverständlich unterbinden. So heftig sie aber ihre älteren Söhne und Töchter korrigiert, so gerecht ist sie auch. Nie erniedrigt sie ihre Kinder oder reitet längere Zeit auf einem Fehltritt herum. Entschuldigungen werden sofort angenommen und danach ist jeder Zwist vergessen. 

Die beiden Elterntiere bestimmen den Tagesablauf, die Ruhe- und Jagdphasen. Sie wählen die Jagdstrategie. Sie entscheiden, wann begrüsst, geflohen oder gekämpft wird. Sie teilen das Futter und die Schlafplätze zu. Die Rudelmitglieder fühlen sich sicher unter der Führung der Wölfin und ihres Gefährten und zweifeln deren Entscheidungen nicht an. Sie haben ihr ganzes bisheriges Leben erlebt, dass es sich lohnt, der Erfahrung der Eltern zu vertrauen, da diese ohne Wenn und Aber die gesamte Verantwortung für jede Entscheidung und jedes einzelne Rudelmitglied übernehmen und zuverlässig tragen.

Die Wölfin und ihr Gefährte agieren, während der Rest des Rudels auf ihre Signale reagiert. Gelassen und souverän strahlen sie Ruhe und Sicherheit aus. Sie haben sich ihren Rang nicht erkämpft. Sie halten sich nicht mit Gewalt an der Macht. 

Sie sind die Alphas des Rudels. Vor allem aber sind sie die Eltern. Und damit ist eigentlich alles gesagt.


Ich lese Juul und Hüther und Montessori und Largo und Leboyer und Pikler und Hodgkinson und und und... Ich begegne Begriffen wie "Bindungsorientierte Elternschaft", "Gleichwürdigkeit", und "Selbstwert" und vielem mehr und bin froh und dankbar, dass meine Gefühle Worte finden und mein Herz und Hirn Vordenker und Mitstreiter. So sehr ich solche Lektüre schätze, so sehr weiss ich auch, dass deren Umsetzung bisweilen ganz schön knifflig sein kann.

Und da kommt er ins Spiel: Mein kleiner domestizierter Wolf, der mich in die Kunst des Alpha- oder Elternseins eingeführt hat, lange bevor ich wirklich Mutter wurde. Der mich gezwungen hat, Verantwortung zu übernehmen, die "Jagd" anzuführen, für Sicherheit zu garantieren und die passenden Plätze zuzuweisen, damit sich alle entspannen können. Der mich gelehrt hat, meine Gedanken und Gefühle in Körper(ent)spannung, Atem und Bewegung umzusetzen und sie damit verständlich zu machen. Der mir gezeigt hat, dass es sich lohnt, Lob und Tadel und Ignorieren passend und differenziert einzusetzen. Für den grosse Ideen nichtig und allein gelungene Taten von Bedeutung sind. Mein Hund hat mich eingeführt in die Kunst des liebevollen und klaren Führens. Dafür werde ich ihm bis in alle Ewigkeit dankbar sein.

Etwas lässt mir keine Ruhe: Woher eigentlich können Wölfe Erziehungsratgeber lesen und dermassen gut umsetzen?

Dienstag, 30. September 2014

Wurzeln zum Zweiten


Den Torbogen kennt ihr schon. Darunter steht diesmal meine Urgrossmutter, wie sie mir in lebhafter Erinnerung ist. Die Resonanz auf den Post über das besondere Häuschen und die Frauen, die darin leb(t)en, hat mich sehr gefreut. Schön, dass die Atmosphäre auf meinen Fotos zu spüren ist.

Es gibt Bilder aus vergangenen Zeiten. Aus Zeiten, in welchen die ersten Automobile auf der Strasse mit grossem Hallo von den Kindern begrüsst wurden. In welchen die Menschen in Schwarz heirateten und ihnen zur Konfirmation Gebisse geschenkt wurden. Aus Zeiten, in welchen drei Generationen und ein Stickereilokal im Häuschen Platz gefunden haben. Die Kleidung der Menschen hat sich geändert, das Lebensumfeld sich verändert. Da ich die Menschen auf den Bildern zum Teil persönlich kenne und kannte, wird die Zeit auf eine eigenartige Weise relativ. Zumal sich das Häuschen praktisch nicht verändert hat. Heute mit meiner Grossmutter vor dem Häuschen sitzen und über dies und das palavern zu können und gleichzeitig das Bild ihrer Konfirmation im Kopf zu haben, ist fast magisch.

Nun geht es also, als kleinen Nachschlag sozusagen, auf eine Reise in die Vergangenheit. Ich habe mich auf Bilder beschränkt, welche in unmittelbarer Umgebung des Häuschens aufgenommen wurden. Immer wieder erkennt man die typischen Holzschindeln der Fassade und die steinerne Türschwelle. Alle Bilder liegen ausschliesslich analog vor und wurden von mir nur digitalisiert. Die Farbfotos wurden von meiner Mutter gemacht, bei den alten Bildern kenne ich den/die Urheber nicht.


Um 1900 sieht das Häuschen nicht viel anders aus als heute.


Die Konfirmation meiner Grossmutter. Ihre Eltern, der Grossvater (mein Ururgrossvater) und weitere Personen stehen vor dem Häuschen.


Die Goldene Hochzeit meiner Ururgrosseltern. Auf dem Bild sind zudem auch ein weiterer Ururgrossvater und meine Urgrosseltern zu sehen.

Meine Urgrosseltern sitzen vor dem Haus.
Meine Urgrossmutter mit ihrer Enkelin/meiner Mutter auf dem Arm.

Meine Grossmutter und Urgrossmutter. Und ich.




Und dann verändern sich eigentlich nur noch meine kleine Schwester und ich. Meine Urgrossmutter hat die knapp 20 Jahre, die ich sie gekannt habe, immer gleich ausgesehen.


Beim Zusammenstellen der Bilder ist die Erinnerung an das Grosseli, wir wir sie genannt haben, wieder sehr lebendig geworden. Ich erinnere mich an die Wärme in der winzigen Stube, wenn wir unsere vom Schnee nassen Sachen zum Trocknen auf den Ofen legten. Ich erinnere mich an ihre Hände, wie sie die Teekanne umfassten, an ihre Stimme und ihren über Jahrzehnte perfektionierten Hüftschwung, mit welchem sie die Türe von der Küche zur Stube gleichsam elegant und energisch schliessen konnte, wenn sie das Tablett mit Tee und Gebäck hereinbalancierte.

Vergangen. Nicht vergessen.


Donnerstag, 25. September 2014

Blaubeertage




Die Weinbauern und ihre Helfer beginnen heute zu wimmen (Trauben lesen). Da auch an unsere Hausfassade drei Weinstöcke wachsen, lasse ich mich gerne von ihrem Tun anstecken. Ein grosser Korb Trauben wird sachte geköchelt, zu Saft gepresst und anschliessend unter tatkräftiger Mithilfe zu Gelée verarbeitet.




Und das Mädchen wird mit einer Weste beschenkt, welche in ebendiesen Herbsttönen leuchtet. Bora vom Blog "Kirschkernzeit" strickte doch tatsächlich für mein Baby eine "In Threes"! Die Farbe ist perfekt für mein blauäugiges Mädchen. Sanft, aber nicht süss. Das Westchen ist warm und weich und genügend gross gestrickt, dass es uns noch lange erfreuen wird. Und das Modell ist einfach hinreissend. Boras Adaption mit der Häkelkante und die schönen Perlmuttknöpfe vervollkommnen das Ganze. Ach, ich bin so gerührt und glücklich.

Ich freue mich über jeden Kommentar.
Weil dann Statistik-Zahlen zu Menschen werden.
Dank dir.