Samstag, 25. Januar 2014

Wehmut

jetzt

einst


Ach Lisi. Wie lange noch?


Freitag, 24. Januar 2014

Von Menschen, Krokodilen und Nashörnern


Ich lebe ja beruflich permanent den Prominenten-Status. Meine Kundschaft beobachtet genau und kennt Eigenheiten, Ticks, unbewusste Lieblings-Redewendungen und anderes genau. Von meinen Kolleginnen und Kollegen ganz sicher, soviel kriege ich mit. Von mir entsprechend sicherlich auch. Bisweilen mag einen das etwas stressen, über die Jahre hinweg habe ich mir da aber eine fröhlich-souveräne Haltung angedeihen lassen.

Schwangerschaften werden natürlich von präzisen Beobachterinnen jeweils frühzeitig registriert. Und da man seine Pappenheimer kennt, kann man mit sich selbst wetten, welche Strategien die Klassen fahren werden. Die geschickteren erkundigen sich ganz diskret bei den Fachschaftskollegen. Andere lassen das jeweils mutigste, vorlauteste Individuum einen Vorstoss machen, aufs Risiko hin, sich schrecklich zu blamieren. Denn Geduld ist nicht gerade die Stärke von U20-Gruppen. Und ein bisschen Geduld würde ja diese Frage eindeutig erübrigen.

So hab ich denn letzte Woche auch schmunzeln müssen, als sich Schülerin M. über einen Tisch zu mir hingebeugt, mir tief in die Augen geblickt und vor versammelter Menge gefragt hat: "Frau L., ist da bei ihnen eigentlich ETWAS unterwegs?" "Nicht etwas, liebe M., ich nehme an, es gibt einen Menschen." Ich erinnerte mich sofort wieder lebhaft an die Schwangerschaft mit dem Frischling, wo der Gefährte und ich öfters mal Leute vor den Kopf stiessen, als wir die indiskrete Frage, was es denn werde, mit "Vielleicht ein Krokodil." oder so ähnlich beantworteten.


"Ein Panzernashorn möchte ich sein, aber dazu ist es jetzt wohl zu spät." druckten wir dann auch auf die Geburtsanzeige des Frischlings. Frei nach Peter Bichsel schien uns der Satz sinnig, auf die wahnsinnig berührende und unverrückbare Einzigartigkeit und Individualität des Kindes, mit einer Prise Humor versetzt, hinzuweisen. Bis heute liebe ich die Karte. Obwohl oder gerade weil sie von vielen Freunden und Bekannten nicht verstanden wurde. Viele waren jedoch auch sehr angetan. Und beides ist ja sowieso unwichtig. Zum Frischling und zu uns passte sie hervorragend. Das zählt.


*Kaum zu glauben, dass ich in wenigen Monaten wieder so einen dicken Bauch haben werde wie auf dem oben gezeigten Bild. Es entstand drei Wochen vor der Geburt des Frischlings.

Mittwoch, 22. Januar 2014

kleine Neuigkeiten - neue Kleinigkeiten


Es mäandert in mir. Ideen gären, wechseln die Richtung, bilden Furchen, verlassen das Bett aber bald darauf wieder. Das ist nicht neu. Konkrete Aufgaben helfen, das innere und äussere Chaos einigermassen im Überblick zu behalten.

Da war mir mein Strickprojekt immer ein guter Anker, das erste grössere dieser Art und erstmals für mich selbst gedacht. Mein Schultertuch aus wunderbarer Drops-Wolle. Aber ich habs vermasselt: Statt ruhig und gelassen Reihe für Reihe zu stricken, habe ich meine Rolls-Royce-Rundstricknadel aus Rosenholz mit einem Garn ersetzt, um mir das schöne Stück mal um die Schultern zu schlingen und zu schauen, ob wohl schon ein Ende der Strickerei in Sicht sei. So weit, so gut. Nur hätte ich anschliessend die Nadel nicht verlieren-verhühnern-verlegen-vernuschen dürfen. Nadel im Heuhaufen! Seit mehreren Wochen zerbreche ich mir den Kopf und suche immer wieder an allen möglichen und unmöglichen Orten...

Ein neues Projektchen musste also her. Und weil kleine Neuigkeiten gerne mit neuen Kleinigkeiten begrüsst werden, wagte ich mich an ein Jäckchen mit einer für meine Verhältnisse hochkomplizierten Anleitung. Mein erstes Strickerlebnis für den Frischling vor einem Jahr lässt mich heute noch lachen, wie sehr hat sich mein Anspruch im Verlauf des letzten Jahres doch verändert. Aus zartem grauen Alpaka-Seide-Gemisch soll jetzt langsam ein Jäckchen entstehen, welches mit seinem angedeuteten Zopfmuster all meine bisherigen Bemühungen in den Schatten stellt. Und mit jeder Reihe staune ich selbst mehr und mehr: Ganz selbstverständlich wächst in meinen Händen Abend für Abend das Kleidungsstück, während sich dann und wann das zukünftige Jäckchenträgerkind mit noch einigermassen zarten Tritten bemerkbar macht.

Dienstag, 14. Januar 2014

Adieu Festtage - Willkommen 2014


Die Schafe fressen die Weihnachtsbäume aus Familien- und Freundeskreis. Und mit jedem weiteren weissen Baumgerippe, welches ich schliesslich noch für den Kompost zerhacke, fasse ich Fuss in diesem neuen Jahr, welches so verhalten und eigenartig begonnen hat. Krankheit, viel Arbeit und ein Wetter, welches nicht zur Neujahrszeit zu gehören schien, brachten Kopf und Herz ein bisschen aus der Spur.

Aber jetzt nehme ich Anlauf und springe mit viel Schwung hinein in ein Jahr, welches mit Sicherheit wahnsinnig spannend wird. Springt ihr mit?




Sonntag, 12. Januar 2014

Keramik aus Giesston



Das neue Jahr ist von Grippe, grässlich viel Korrekturarbeit für die Schule und einer darauffolgenden Blogger-Lethargie bestimmt worden. Es ist Indre von MiMA zu verdanken, dass ich endlich aus diesem Zustand gerissen wurde. Auf ihrem wunderbaren Blog hat sie nämlich die Frage nach dem Handwerk der Giesston-Verarbeitung gestellt. Und da ich zwar keine Keramikerin, aber Vermittlerin von allerlei Kunst, Gestaltung und dem entsprechenden Handwerk bin, möchte ich hier zeigen, wie man schnell und einfach seine Giesston-Kollektion realisieren kann. Meine Schälchen, welche als Anschauungsobjekte dienen, habt ihr schon bei früherer Gelegenheit kennengelernt.


Man verzeihe mir unprofessionelles Vorgehen oder Behandeln des Materials in der folgenden Anleitung. Für meine Ansprüche und die Rahmenbedingungen, welche mein Schaffen prägen, ist das Vorgehen jedoch praktikabel. Und damit wahrscheinlich auch für alle von Euch, welche sich erstmals mit dieser Technik versuchen wollen. 

Ton muss gebrannt werden. Einen Brennofen, wo ihr Euer Material brennen lassen könnt, findet ihr in Keramikateliers. Es lohnt sich aber auch, in Kultur- und Kurszentren oder Jugendwerkstätten und ähnlichem anzufragen. Auch Schulen wie Gymnasien sind oft in Besitz eines solchen Ofens, welcher ohne Probleme angeworfen werden kann. Eine nette Anfrage kann sich also durchaus lohnen. 


Da ich im Moment nicht die Zeit habe, ein eigenes Projekt zu realisieren und für euch fotografisch zu dokumentieren, seht ihr hier einige Fotos vom Gipsnegativ und den fertig gebrannten und glasierten Schälchen. Bild 3 (oben) ist entsprechend nur zur Verdeutlichung gedacht. Das glasierte, fertige Objekt sitzt in der Realität nie im Gipsnegativ.

Stattdessen möchte ich euch mit einigen einfachen Zeichnungen das Vorgehen verdeutlichen. 



Schälchen aus Giesston



Zuerst benötigt man eine Form-Vorlage. Ich schaue mich meist beim Hartplastikgeschirr in den Brockis um. Spottbillig ist das und oft perfekt geeignet. Wichtig ist, dass sich die Form - und damit auch am Schluss das entstandene Tongefäss - wieder aus dem Gipsnegativ herauslösen lässt. Wenn das so aussieht wie bei Variante I, funktioniert das Herauslösen nach oben hin nicht. Variante II passt aber tipptopp. Alles klar?

Herstellen der Gips-Negativform

Man benötigt eine Schüssel, welche etwas grösser und tiefer ist als das Gefäss. Ich verwende jeweils ein speziell angefertigtes, einfaches System aus zugeschnittenen Holzbrettchen. Um eine quadratische Bodenplatte herum werden vier Seitenwände gestellt und mit Spannklammern zusammengehalten. Mit Tonwürstchen werden die Ritzen abgedeckt. Der Vorteil ist, dass man nicht immer neue Gefässe braucht, weil sich die Brettchen ganz einfach wieder vom Gips lösen lassen. Aber wie gesagt, eine grössere Schüssel geht auch.

Etwas Gips wird gemäss Anleitung* angerührt. Ich verwende Modelliergips, der ist schön fein.
* Etwas kaltes Wasser in Gummibecher geben. Gips hinzufügen, bis eine Insel entsteht. Von Hand so lange vorsichtig mischen, bis sich das Pulver aufgelöst hat.

Den Boden giessen und etwas abbinden lassen. In der Zwischenzeit das Gefäss auf der Aussenseite fein mit Vaseline einstreichen und mit feuchtem Sand füllen. Dieses Gewicht verhindert später allzu starken Auftrieb im flüssigen Gips. Das Gefäss in den etwas festgewordenen, aber noch nicht harten Boden drücken. Darauf achten, dass unten keine Luftblase entsteht und dass das Gefäss ganz gerade steht. Anschliessend genügend Gips anrühren und bis oben hin aufgiessen. Gründlich abbinden lassen. Das sieht dann ungefähr so aus:



Wenn der Gips getrocknet ist, kann das Plastikgefäss vorsichtig entfernt werden. Vielleicht muss das Gipsnegativ anschliessend noch gründlicher austrocknen.


Ausgiessen der Form

Der Giesston muss gemäss Anleitung mit Wasser angerührt werden. Ich verwende die C19 Steingut-Giessmasse von Bodmer Ton AG. Aber da gibt es bestimmt auch andere gute Anbieter mit entsprechenden Produkten. Wichtig ist, dass das Verhältnis von Pulver und Wasser genau stimmt.

Die angerührte Giessmasse wird vorsichtig in die Negativform gefüllt. Der Gips entzieht der Flüssigkeit Feuchtigkeit, dadurch trocknet sie am Rand leicht an. Wenn man nun nach einiger Zeit (mein Erfahrungswert für kleine Schalen liegt bei 20-30 min) die Giessmasse wieder ausleert (zurückleeren zur vorbereiteten Menge, man kann diese immer wieder verwenden), bleibt also ein dünner Rand und somit das neue Gefäss zurück. Je länger man wartet, desto dicker wird diese Wand.


Falls sich von der Giessmasse beim Ausleeren eine "Nase" bildet, kann man diese vorsichtig mit einem feuchten Schwämmchen entfernen. Das Gefäss trocknen lassen. Bei diesem Vorgang zieht es sich leicht zusammen und löst sich automatisch vom Gips, so dass es nachher einfach herausgehoben werden kann.

Mit feinem Schleifpapier können unerwünschte Unregelmässigkeiten entfernt oder die obere Kante akzentuiert werden.

Nach gründlicher Trocknung muss das Gefäss gebrannt werden (Rohbrand). Anschliessend kann es noch glasiert* werden. Die Technik des Glasierens erkläre ich hier jetzt erstmal nicht. Lasst es mich wissen, falls ein Bedürfnis dafür besteht.
*Ich habe meine Gefässe mit der Effektglasur "Maui glanz" von Bodmer Ton AG, und in einem zweiten Vorgang noch mit einer Transparentglasur glasiert. Da ich die Gefässe für Tee verwende, war mir die leicht raue Oberfläche des aussen unbehandelten Tons an den Lippen unangenehm, obwohl mir die etwas unregelmässige Optik sehr gefiel. Geschliffen habe ich ausschliesslich die obere Kante. 


Weiterführung

Da MiMA von einer Lampenkollektion schreibt, möchte ich noch zwei weitere Bemerkungen anfügen: Als Ausgangslage können natürlich auch mehrere Gefässe miteinander zu einer neuen Form kombiniert werden. Einfach darauf achten, dass keine hinterfangenen Formen entstehen. Wenn man in die fertige Negativform einen Korkzapfen oder etwas ähnliches klebt, erhält man das benötigte Loch, durch welches man später das Stromkabel ziehen kann.


Ihr seht, das Ganze ist keine Hexerei. Besonders toll ist übrigens, dass man mit einer Negativform ziemlich schnell ganze Serien herstellen kann. Und deshalb ist das eine super Sache, wenn man besondere Geschenke herstellen möchte.

Ich wünsche euch auf jeden Fall viel Spass und Erfolg beim Giessen eurer eigenen Keramik!



Ich freue mich über jeden Kommentar.
Weil dann Statistik-Zahlen zu Menschen werden.
Dank dir.