Freitag, 28. März 2014

zwei Jahre


Letzte Nacht bin ich erwacht, weil der Frischling, dicht vor mir liegend, seine kleinen Hände unter mein Halstuch geschoben, meinen Hals kräftig gepackt und mir einen dicken Kuss ins Gesicht gedrückt hat. Danach hat er geseufzt und einfach weitergeschlafen. 

Genau zwei Jahre zuvor erlebten wir zusammen das Wunder und die Kraft seiner Geburt.

Heute haben wir Geburtstag gefeiert. Und ich staune und bin so unendlich dankbar für sein Da-Sein hier bei uns. Welch ein Glück, dass dieser wunderbare Mensch ausgerechnet zu uns gekommen ist. 

Montag, 24. März 2014

Anwärmen


Schon lange hielt ich Ausschau nach einer Puppe für den Frischling. Er ist zwar kein Puppen- und Stofftier-Kind, seine Präferenzen liegen mehr bei Gebrauchsgegenständen wie Hammer und Lippenstift. Ich möchte aber eine Puppe im Haus haben, welche all die kleinen Dinge "ausprobieren" darf, die bald schon hervorgeräumt werden: das Tragtuch, den Autositz, die winzigen Kleidchen und Windeln und anderes mehr. Damit der Frischling mindestens eine vage Vorstellung davon kriegt, was mit "Baby" gemeint sein könnte. Und damit er ebenfalls etwas zu versorgen hat, wenn es dann soweit ist und ich mit dem kleinen Kind beschäftigt sein werde. Falls er das dann überhaupt möchte.

Deshalb sollte die Puppe ein Baby sein, kein Puppenkind wie der Junge, den ich einst für den Frischling gefunden und fertiggestellt hatte. Aber diese erhältlichen "Newborn"-Plastikdinger sind riesig und ziemlich unhandlich für einen Zweijährigen. Und man kann sie so schlecht herzen. Sie sind hart und kalt.

Schliesslich habe ich diese Puppe gefunden. Joyk-Empathiepuppen werden in Ergotherapie, Logopädie und in der Demenzpflege eingesetzt (Ich habe keine Page der Marke selbst gefunden, nur Onlineshops, von welchen ich hier keinem den Vortritt geben will. Mit Hilfe einer Suchmaschine werdet ihr bei Interesse aber sicher fündig.). Auch scheint sich die Baby-Variante für zahlreiche Ausbildungslehrgänge zu eignen, wo man aufs Üben mit "echten falschen Babys" angewiesen ist, z.B. Shiatsu u.ä. Es gibt eine ganze Reihe unterschiedlicher "Kinder", die Baby-Version ist als Knaben- und Mädchenvariante erhältlich. Die Grösse des Babys entspricht einem echten Baby, auch muss beispielsweise das Köpfchen gestützt werden. Der Mund ist so gestaltet, dass man einen Finger oder Schnuller hineinstecken kann. Trotz der offensichtlichen Reduktion wirkt die Puppe deshalb sehr lebendig.

Die gelieferte Puppe war für mich etwas gewöhnungsbedürftig, zumal sie anders aussieht als das Ansichtsexemplar in den Onlineshops. Sie hat etwas gnomhaftes, ist ein kleiner, knubbliger Troll. Da sie aber durchaus nett in die Welt schaut und als Probeträger für mein Gestrick herhalten muss, ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich sie dann und wann aus ihrer Schachtel hole (es ist noch etwas zu früh, sie dem Frischling anzuvertrauen). Wenn ich diese Puppe dann wie ein Neugeborenes an die Schulter nehme oder im Arm trage, anders kann man sie kaum halten, erinnern sich meine Hände an die erste Zeit mit dem Frischling. Und ich spüre, wie sehr ich mich freue auf das richtige, lebendige kleine Kind.

Verstrickt habe ich die Drops-Wolle "Baby Alpaca Silk" (70% Alpaca, 30%Seide), eine ganz wunderbar zarte Wolle. Das Jäckchen ist ein "Sunnyside Baby Sweater" von hier. Es ist wirklich erstaunlich einfach zu stricken und lässt mich Strickbanause einen scheuen Blick in die goldenen Hallen der altehrwürdigen Strickerinnen werfen. Die Kappe "Quynn" kommt von hier (Danke liebe Ulma für den Tipp!). Auch sie strickt sich fast von selbst. Wer jetzt übrigens meint, nur weil ich die Jungen-Variante gestrickt habe, kriege der Frischling einen kleinen Bruder, liegt übrigens zu 50% falsch. Wir wissen nicht, ob ein Junge oder ein Mädchen da seine Kapriolen macht in meinem Bauch.

Mittwoch, 19. März 2014

stille Vorfreude


Es sind unspektakuläre Tage. Und doch geschieht so viel. Die Wunder zeigen sich im Kleinen.

Der Frühling knallt einem seine ganze Pracht noch nicht um die Ohren, aber er schleicht sich leise heran. Der Weidezaun trägt Kätzchen und der frischgepflanzte Kornelkirschbaum blüht. Meine grösste Freude sind jedoch die zarten Blättchen am Holunderbaum. Ich wusste nicht, ob er meine brachiale Umsiedlung überlebt hatte. Vor einiger Zeit grub ich ihn nämlich in unserem Waldstück an steilster Hanglage bei nassfeuchtem Wetter aus, während der Frischling im Kinderwagen schlief. Entsprechend winzig war der Wurzelballen, mein grobes Gezerre am Baum und nur mässiges Gegrabe liess viele Wurzeln abbrechen. Und jetzt spriessen überall diese kleinen Blättchen. Ein tapferes, zähes, braves Bäumchen.

Die Hennen legen Ei um Ei. Täglich von neuem diese warmen Handschmeichler aus dem Stroh zu bergen erfüllt mit Bewunderung und Dankbarkeit. Eier als Symbol für Fruchtbarkeit. Was ich schon immer gewusst habe, verstehe ich jetzt auch mit dem Herzen.

Der Frischling spielt und tanzt und werkelt und palavert und zeichnet. Er zeichnet überall. Auf Papier, auf die schöne alte Holztruhe, auf die gläserne Türe der Duschkabine. Fast immer freut es mich sehr. Sein Wachsen und Lernen ist wunderbar anzuschauen.

Ein ziemlich spontan gekauftes Baumwollgarn zeigt mit jeder gestrickten Reihe mehr von seiner Schönheit. Jede Masche hilft mir, in meinem Alltag meine Aufmerksamkeit auf das kleine Menschenkind zu richten und ihm liebevolle Gedanken zukommen zu lassen. Wie der schüchterne Frühling wirkt seine Gegenwart nämlich trotz aller Vorboten noch etwas fern. Man wagt kaum, daran zu glauben. Doch schon ganz bald wird es (hoffentlich) mit uns leben und wir können uns dann nicht mehr vorstellen, wie wir es ohne seine Gegenwart aushalten konnten.

Stille, heimliche, versteckte Wunder. Die aber alle doch schon ihre Boten vorausschicken und Zeichen setzen in diesen Tagen.

Dienstag, 11. März 2014

Reggae im Blut, im Ohr und auf dem Kopf


Diese Mütze, gestrickt nach Frau Kirschkernzeits wunderbarer Anleitung (bereits einmal für den Frischling in XXL gestrickt, hier), ist ein Geschenk für das Babykind befreundeter Eltern. Erst gerade eben noch (naja, 2008) hat genannter Vater mit Reggae-Rhythmen (s)ein Lebensgefühl beschrieben. Es ist so gut wie gewiss, dass auch Klein-J. den Offbeat im Blut hat. Jah!

Bob Marley war übrigens mehr als einmal die einzige Möglichkeit, den Frischling beim anfangs offensichtlich verhassten Autofahren beruhigen zu können. Danke, Bobby, das werd' ich dir nie vergessen!

(Weil das Käppchen für den Frischling bereits etwas knapp ist, trägt er es, mit der Attitüde eines Fotomodells, ganz lässig mit offenem Bindeband. Die grüne Mähne ist eine freie Erweiterung der Anleitung meinerseits, irgendwie musste ich ja die dritte Farbe noch ins Spiel bringen. Zuerst habe ich es mit einem Bommel-Plämpel-Bömpel-Pompon an der Spitze der Mütze versucht, dieser wurde aber viel zu gross und schwer. Er zog die Mütze nach hinten und das Ganze sah richtig doof und unbequem aus. Die Mähne hingegen wird den Träger nicht stören.)

Sonntag, 9. März 2014

mein Wochenende


Spuren setzen: Der Frischling entdeckt nach Kritzeleien und Spiralen die Zickzacklinie.
Theaterpremiere: Der Gefährte wird beschenkt und ich freue mich mit.
Verstrickungen: Ein kleines Supplement zum Jäckchen nimmt seinen Anfang.
Gaumenfreuden: Ulma sei Dank.

Und die Nase läuft und der Husten rasselt. Aber ob all dem Schönen lässt sich das aushalten.
Ich freue mich über jeden Kommentar.
Weil dann Statistik-Zahlen zu Menschen werden.
Dank dir.