Mittwoch, 27. August 2014

Sohlengänger


Die letzten Finken (Puschen, Hausschuhe,...) des Frischlings waren über Gebühr ausgetragen. Grosse Löcher liessen die Zehen mehr als nur hervorblitzen. Schon lange hatte ich mit der eigenen Herstellung solcher Puschen geliebäugelt und mir vor Ewigkeiten eine Anleitung samt Schnittmuster besorgt. Ein ruhiger Abend liess mich zur Tat schreiten: Lederreste zuschneiden, nähen, Gummi einziehen. Fertig. DAS war für einmal speditive Arbeit.


Diese wurde jedoch vom Frischling wieder zunichte gemacht. Während Tagen weigerte er sich vehement und erfolgreich, die Puschen länger als 10 Sekunden an den Füssen zu behalten. Bis ich schliesslich den Gummizug noch einmal entfernte und durch ein ganz locker sitzendes Gummiband ersetzte. Seit diesem Moment trägt er die Puschen pausenlos (drinnen). Samtweich, etwas altmodisch und völlig unspektakulär scheinen sie schon seit Ewigkeiten an seinen Füssen zu kleben. Nicht "wie für ihn gemacht", sondern tatsächlich "ganz für ihn gemacht".


Und jetzt: Allez-hop!



Donnerstag, 21. August 2014

Erinnerungen zum Anfassen


Welche Bloggerin kennt es nicht: Mit Einzug der Digitalkamera haben sich tausende Bilder auf unseren Rechnern oder externen Festplatten angesammelt, persönliche Schätze von grossem emotionalen Wert, welche aber selten bis nie angeschaut werden. Allein schon, weil die Archivierung der Betrachtung nicht entgegen kommt, existieren doch von jedem Moment, den man festhaltenswert hielt, Dutzende von Bildern.

Gerade das Führen einer "Familienchronik", also eines klassischen Fotoalbums, wie ich es als Kind daheim jeweils fasziniert studiert habe und welches bis heute nichts von seinem Reiz eingebüsst hat, scheint ausser Mode gekommen zu sein. Aber ich wollte das auch haben! Für mich. Und für meine Familie. Aber wie anstellen? Allein schon der Gedanke an die Datenmengen liess mich erschaudern...


Digital erstellte Fotobücher mag ich nicht. Die Qualität lässt zu wünschen übrig, sie sind unglaublich teuer und die angebotenen Softwareprogramme sind unhandlich und unübersichtlich. Einkleben mit Fotoecken ist auch nicht meins. So gut kenne ich mich, da komme ich über die ersten fünf Seiten nicht hinaus. Und altbacken finde ich es zudem auch noch. Einstecktaschen finde ich super, die sind schlicht und praktisch. Aber bis anhin fand ich nur solche für herkömmliche Ordner. Und da standen dann jeweils 4 Fotos pro Seite kopf, weil ich mehrheitlich Querformat-Bilder (ein grandioses Filmchen zu diesem Thema hier) schiesse. Nicht schön, und somit auch keine Option.

Soulemama rettete mich, indem sie vor einigen Wochen ihr Fotoalbum-System vorstellte. Ich war hingerissen. Und der Rest ist schnell erzählt: Probeabzüge, Sichttaschen und Album bestellt und für gut befunden, anschliessend rund 600 Fotos (Best-of-Auswahl der letzten fünf Jahre) drucken lassen und sortiert, geordnet, arrangiert, reduziert,... Bei dieser Gelegenheit habe ich auch meine Art, Bilder abzulegen überdacht und mich für einen praktischeren Neuanfang entschieden, zudem die Festplatte "geputzt", externe HDs geordnet und sauber beschriftet,...


Und jetzt bin ich glücklich! Immer wieder blättere ich durch die Seiten, welche meine Liebsten und die grossen Veränderungen der letzten Jahre zeigen. Berührt und dankbar für alles, was die Bilder zeigen. Und stolz über meine Entscheidung zu einem System und die rasche und komplette Umsetzung meines Plans.

Sonntag, 17. August 2014

Das Engadinerschaf


Unsere Määäähdels kennt ihr ja. Immer wieder werde ich das ein und andere zu den Schafen gefragt. Dieser Post soll allen Interessierten Antworten liefern. (Die Bilder stammen vom letzten Winter, aber davon sind wir ja momentan wettertechnisch gar nicht so weit entfernt...)

Als wir vor knapp vier Jahren auf den Hof zogen, wurden unsere Wiesen von benachbarten Bauern temporär als Schafweiden genutzt. Bald keimte in uns der Wunsch, das Land selbst zu bewirtschaften. Als uns dann zur Hochzeit zwei Schafe geschenkt wurden, erfüllte sich der Traum schneller als gewünscht. Relativ planlos hielten wir die beiden Tiere, bis der Bock aggressiv wurde und wir die beiden Tiere als Folge davon schlachten liessen. Anschliessend hielten wir von Frühling bis Herbst Bocklämmchen, wo von Beginn weg klar war, dass wir sie im Herbst schlachten würden. (Bocklämmer müssen von ihren Müttern getrennt werden, da sie diese sonst mit eintretender Geschlechtsreife decken. Und weil ein Schafbock eine ziemlich grosse Herde mit weiblichen Tiere alleine "beglücken" kann, gelangen alljährlich Bocklämmer in den Verkauf.) Diese Schafhaltung war jedoch nicht zufriedenstellend für uns. Sie fühlte sich nicht "rund" an, war nicht nachhaltig. Um es von da an richtig zu machen, absolvierten wir einen Schafhalterkurs, wo wir uns das nötige Basiswissen aneigneten.


Heute leben drei weibliche Schafe bei uns. Nachdem sie entwöhnt wurden, sind sie letzten Herbst bei uns eingezogen. Einmal jährlich werden sie (so der Plan) Herrenbesuch erhalten und dementsprechend Lämmer bekommen, was wichtig ist für die tiergerechte Haltung und die Gesundheit der Tiere. Die drei Schafe dürfen bei uns alt werden (so ca. 10 Jahre), von den Lämmern müssen wir uns aber leider jeweils trennen. Unsere Platzverhältnisse lassen ein Wachsen der Herde nicht zu. Mit etwas Glück können wir sehr schöne Jungtiere zur Zucht weiterverkaufen, weibliche Tiere natürlich einfacher als männliche, die meisten werden wohl aber geschlachtet werden. Und dann gegessen. Mit viel Herzschmerz und dem guten Gefühl zu wissen, dass sie von der ersten bis zur letzten Minute ein glückliches Schafleben hatten.


Wir halten Engadinerschafe. Dies ist eine alte Schafrasse. Alte Rassen sind keine "Hochleistungsviecher" im herkömmlichen Sinn, die Lämmer wachsen langsamer (halt ganz normal!) als Tiere einer Fleischrasse. Auch die Milchproduktion der Auen lässt sich nicht mit der Leistung von Milchschafen vergleichen, reicht aber allemal, um die eigenen Lämmer aufzuziehen. Kurz: Die Engadinerschafe sind ganz normal Tiere, welche nicht durch profitorientierte Zucht vom Menschen "verpfuscht" wurden. Deshalb sind bei ihnen gefürchtete Klauenkrankheiten auch äusserst selten, die Tiere können in der Regel problemlos alleine gebären und sie sind nicht auf das Zuführen von energiereichem Futter (Soja, Mais etc.) angewiesen. Engadinerschafe sind also robuste Schafe, wie man sie sich als Laie vorstellt, wie sie aber erschreckenderweise in der heutigen Landwirtschaft kaum mehr vorkommen.

In der Schweiz setzt sich die Stiftung Pro Specie Rara für die kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren ein. In Deutschland und Österreich sind ähnliche Bewegungen unter dem Begriff "Arche" bekannt. Das Engadinerschaf ist ein Teil dieses grossen Arterhaltungsprogrammes. Allein zu denken gibt es mir, dass in der Schweiz einst 39 einheimische Schafrassen bekannt waren. Heute sind es noch deren 8, 5 davon gelten als stark gefährdet. Leserinnen aus der Schweiz kennen vielleicht beispielsweise die "exotischen" violetten Kartoffeln oder das "Einkorn-Brot", welche bei Coop, mit dem ProSpecieRara-Logo versehen, in den Regalen angeboten werden. Es versteht sich von selbst, dass diese alten Sorten nur erhalten werden können, wenn jemand sie konsumiert. Genauso verhält es sich beim Fleisch. Nur wenn sich Konsumenten finden, welche Engadinerschaffleisch essen möchten (im Gegensatz zu günstigem "Qual"-Fleisch aus Neuseeland), kann diese alte Rasse vor dem Aussterben gerettet werden. Wer mehr wissen will: Hier gibt es Infos in Hülle und Fülle.


Schafe sind genügsame Tiere. Trotzdem haben sie Bedürfnisse. Dass diese erfüllt werden, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Am kompliziertesten erweist sich für uns das Weidemanagement. Das Land geschickt in Weideabschnitte aufzuteilen und die Tiere im richtigen Rhythmus umzusiedeln ist eine richtige Knacknuss. Sie sollten nicht zu lange in einem Abschnitt grasen und ihn anschliessend fünf Wochen nicht mehr betreten müssen. So schliesst sich der Kreislauf von Parasiten nicht, was für die Gesunderhaltung der Tiere wichtig ist. Im Frühling schiesst das Grün überall in die Höhe, und die Tiere kommen nicht nach mit Fressen. Im Spätsommer dann sieht zwar alles ordentlich grün aus, die Schafe fressen jedoch gierig das täglich angebotene Heu, sie scheinen also nicht mehr genügend nahrhaftes Futter zu finden. Und dann sollte man auch noch etwas resp. viel Heu für den Winter zur Seite legen können. Dies wiederum braucht die entsprechenden Geräte und viel Platz am Trockenen. DAS sind die schwierigen Aspekte bei der Hobbyhaltung von Schafen.


Ich bin auch schon einige Male gefragt worden, was mit der anfallenden Wolle geschieht. Das ganze Prozedere "waschen-kardieren-spinnen-stricken" ist Neuland für mich und erscheint mit ziemlich kompliziert. Ich habe mich noch nicht daran gewagt. Genial finde ich die Idee, das Vlies an einem Stück zu scheren und dann auf der Rückseite von Hand zu verfilzen. Dadurch entsteht eine Decke, die fast wie ein konventionelles Schaffell (mit Haut) aussieht. Dies hat aber leider mit der Wolle unserer Schafe nicht geklappt. Beim Scheren ist alles in feinen Flocken auseinandergefallen. Hier liegen deshalb noch ganze Berge bester Schafwolle ungenutzt herum. Also: Her mit den Ideen!

Donnerstag, 14. August 2014

Rauschen


Es regnet. Und regnet. Und regnet. Nirgends ist es bei diesem Wetter schöner als im Wald. Die Buchenblätter glänzen, der Boden atmet.

Am meisten aber liebe ich das Geräusch. Ein lautes, aber ruhig-beständiges Rauschen, Ergebnis tausender Regentropfen, welche auf die Blätter treffen. Es ist so stark und laut, dass es schon fast wieder wie absolute Stille wirkt. Als Kind habe ich mich oft gefragt, ob die Erdkugel bei ihrem Fallen durchs All und ihrem Sich-Drehen wohl ein mächtiges Geräusch verursacht, wir es aber aufgrund seiner Omnipräsenz ausgeblendet haben und nicht mehr hören können. Wie auch den Herzschlag. Oder etwas trivialer, das Surren elektronischer Geräte im Haushalt. Man fühlt sich in diesem umfassenden Rauschen alleine und doch geborgen. Anders als bei wirklicher Stille, wo Gedanken, meine jedenfalls, oft aus dem Ruder zu laufen drohen, werden sie in diesem gigantischen Naturton gesammelt, geklärt, geerdet. Das Denken beruhigt sich und Klarheit macht sich breit.

Daheim schmiegt sich das schlafende Mädchen im Tragetuch an seinen Papa. Ich bin das erste Mal weiter als Rufdistanz von ihm entfernt. Eigenartig ist das. Ein bisschen traurig. Und schön.

Montag, 11. August 2014

Nahrung für Körper und Seele II

Fest vorgenommen habe ich es mir: Die Stunden, welche ich fürs Stillen des kleinen Kindes "aussitzen muss", sollen nicht ungenutzt verstreichen. Entweder möchte ich das Mädchen in diesen Momenten ganz bewusst geniessen, dem Frischling Geschichten erzählen und mit ihm Bilderbücher anschauen oder aber selber das ein und andere Buch lesen. Möglichst selten hingegen möchte ich am "smarten" (tatsächlich?) Gerätchen herumdrücken...

Viele von Euch werden dieses Buch kennen. Bei mir stand es lange im Regal. Kürzlich hatte ich es aufgeschlagen und zu lesen begonnen. Und war schon nach wenigen Seiten begeistert. Verzaubert. Gebannt. Berührt. Ich freue mich auf jede freie Minute und damit jeden Satz dieses Romans.

Ein Give-away der besonderen Art. Dem Mädchen und mir habe ich einen Babymassagekurs gegönnt. Und zwar einen ganz feinen Einzelkurs: Wohlfühlambiente, zu Beginn Entspannungsmusik, Kerzenlicht, viel Zeit und Verständnis fürs Kind. Das war toll. Und im Heftchen ist alles in Wort und Bild notiert. Griffe und deren Reihenfolge, Grundsätzliches und Weiterführendes. Ganz praktisch.

Das Büchlein ist klein. Gegliedert in winzigkurze thematische Kapitelchen. Schlicht geschrieben. Es handelt von Haushaltsarbeit. Und von Zen. Von Spiritualität im Alltag. Von Liebe zu unserem Tun, von Hingabe und Wertschätzung. Vom Unperfekten ist die Rede, von Anmut und Vergänglichkeit. Es liegt bei uns aufm Klo, lässt mich jeweils kurz innehalten und motiviert ins turbulente Tagesgeschehen zurückkehren. Meditation statt Sisyphus. Ist doch schön.

Buchstaben-Fast Food ohne literarischen Anspruch. Aber ich liebe ihn. Archetypische Themen und Charaktere, Mittelalter-Bühne, Fantasy-Elemente. Nur wer gut und wer böse ist, lässt sich nicht so einfach ausmachen, da ist die Story sehr komplex und differenziert und sucht ihresgleichen. Gleichzeitig werden reihenweise Leute geköpft, von Schwertern durchbohrt und Ungeheuern gefressen. Ja, ich mag das. Ist so schön einfach. Ohne komplizierten Konjunktiv. Davon habe ich selber genug. Und das Beste: Ich habe bereits tausende von Seiten gelesen, und noch immer ist kein Ende in Sicht. (Bitte entschuldigt die Bildqualität. Der Frischling wollte sich der Kamera bemächtigen...)


Dienstag, 5. August 2014

Piepmatz







Elternarbeit überall.
Viel Glück, Kleines. 
Ich hoffe sehr, du entgehst der Aufmerksamkeit der Katzen.
Ich freue mich über jeden Kommentar.
Weil dann Statistik-Zahlen zu Menschen werden.
Dank dir.