Dienstag, 30. September 2014

Wurzeln zum Zweiten


Den Torbogen kennt ihr schon. Darunter steht diesmal meine Urgrossmutter, wie sie mir in lebhafter Erinnerung ist. Die Resonanz auf den Post über das besondere Häuschen und die Frauen, die darin leb(t)en, hat mich sehr gefreut. Schön, dass die Atmosphäre auf meinen Fotos zu spüren ist.

Es gibt Bilder aus vergangenen Zeiten. Aus Zeiten, in welchen die ersten Automobile auf der Strasse mit grossem Hallo von den Kindern begrüsst wurden. In welchen die Menschen in Schwarz heirateten und ihnen zur Konfirmation Gebisse geschenkt wurden. Aus Zeiten, in welchen drei Generationen und ein Stickereilokal im Häuschen Platz gefunden haben. Die Kleidung der Menschen hat sich geändert, das Lebensumfeld sich verändert. Da ich die Menschen auf den Bildern zum Teil persönlich kenne und kannte, wird die Zeit auf eine eigenartige Weise relativ. Zumal sich das Häuschen praktisch nicht verändert hat. Heute mit meiner Grossmutter vor dem Häuschen sitzen und über dies und das palavern zu können und gleichzeitig das Bild ihrer Konfirmation im Kopf zu haben, ist fast magisch.

Nun geht es also, als kleinen Nachschlag sozusagen, auf eine Reise in die Vergangenheit. Ich habe mich auf Bilder beschränkt, welche in unmittelbarer Umgebung des Häuschens aufgenommen wurden. Immer wieder erkennt man die typischen Holzschindeln der Fassade und die steinerne Türschwelle. Alle Bilder liegen ausschliesslich analog vor und wurden von mir nur digitalisiert. Die Farbfotos wurden von meiner Mutter gemacht, bei den alten Bildern kenne ich den/die Urheber nicht.


Um 1900 sieht das Häuschen nicht viel anders aus als heute.


Die Konfirmation meiner Grossmutter. Ihre Eltern, der Grossvater (mein Ururgrossvater) und weitere Personen stehen vor dem Häuschen.


Die Goldene Hochzeit meiner Ururgrosseltern. Auf dem Bild sind zudem auch ein weiterer Ururgrossvater und meine Urgrosseltern zu sehen.

Meine Urgrosseltern sitzen vor dem Haus.
Meine Urgrossmutter mit ihrer Enkelin/meiner Mutter auf dem Arm.

Meine Grossmutter und Urgrossmutter. Und ich.




Und dann verändern sich eigentlich nur noch meine kleine Schwester und ich. Meine Urgrossmutter hat die knapp 20 Jahre, die ich sie gekannt habe, immer gleich ausgesehen.


Beim Zusammenstellen der Bilder ist die Erinnerung an das Grosseli, wir wir sie genannt haben, wieder sehr lebendig geworden. Ich erinnere mich an die Wärme in der winzigen Stube, wenn wir unsere vom Schnee nassen Sachen zum Trocknen auf den Ofen legten. Ich erinnere mich an ihre Hände, wie sie die Teekanne umfassten, an ihre Stimme und ihren über Jahrzehnte perfektionierten Hüftschwung, mit welchem sie die Türe von der Küche zur Stube gleichsam elegant und energisch schliessen konnte, wenn sie das Tablett mit Tee und Gebäck hereinbalancierte.

Vergangen. Nicht vergessen.


Donnerstag, 25. September 2014

Blaubeertage




Die Weinbauern und ihre Helfer beginnen heute zu wimmen (Trauben lesen). Da auch an unsere Hausfassade drei Weinstöcke wachsen, lasse ich mich gerne von ihrem Tun anstecken. Ein grosser Korb Trauben wird sachte geköchelt, zu Saft gepresst und anschliessend unter tatkräftiger Mithilfe zu Gelée verarbeitet.




Und das Mädchen wird mit einer Weste beschenkt, welche in ebendiesen Herbsttönen leuchtet. Bora vom Blog "Kirschkernzeit" strickte doch tatsächlich für mein Baby eine "In Threes"! Die Farbe ist perfekt für mein blauäugiges Mädchen. Sanft, aber nicht süss. Das Westchen ist warm und weich und genügend gross gestrickt, dass es uns noch lange erfreuen wird. Und das Modell ist einfach hinreissend. Boras Adaption mit der Häkelkante und die schönen Perlmuttknöpfe vervollkommnen das Ganze. Ach, ich bin so gerührt und glücklich.

Dienstag, 23. September 2014

Wurzeln


Das sind meine Grossmutter und meine Mutter. Zum Abschied nach einem gemütlichen Nachmittag stehen sie unter dem üppigen Torbogen auf der kleinen Brücke über dem noch kleineren Bach, winkend und zwinkernd. Und erinnern mich an meine Urgrossmutter. Doch dazu später.




Meine Urgrossmutter lebte ihr ganzes Leben lang in diesem Häuschen. Auch meine Grossmutter ist hier geboren und aufgewachsen. Als es nach dem Tod meiner Urgrossmutter leer stand, kümmerte sich meine Mutter um den Garten, die Wasserleitungen, die Heizung. Kleine Renovationen wurden gemacht, und sachte begann sie, das Häuschen zu verändern. Langsam zog sie mehr und mehr selbst ein und hinterliess ihre eigene Handschrift in den Räumen. Heute ist das winzige Haus ihr Atelier und Rückzugsort, wo sie ungefähr einen Drittel ihrer Tage verbringt.




An diesem Fleckchen Erde scheint die Zeit stillzustehen. Vieles erzählt von früher. Weniges hat sich verändert. Und doch wird hier gelebt und gearbeitet. Und es entsteht viel Neues. Schöpfungskraft manifestiert sich in diesen alten Wänden (mehr Kunst gabs schon hier zu sehen).



Obwohl ich nur dann und wann als Gast an diesen Ort komme, ist er mir lieb und teuer und auf eine eigenartige Weise sehr vertraut. Mehr als durch die Tatsache geschuldet, dass ich ihn schon mein ganzes Leben lang kenne. Es ist vielmehr das Wissen und Spüren meiner Ahnenreihe.


Auf dieser Türschwelle spielt heute mein Junge, wie ich es einst tat. Und vor mir meine Mutter, meine Gross- und meine Urgrossmutter, alle drei übrigens grossartige Frauen. Das ist Heimat. Wenigstens eine Form davon.


Samstag, 20. September 2014

Tunika


Das Schnittmuster um 20 cm verlängert, die Knöpfe angenäht und wieder abgeschnitten, den Halsschlitz zur Hälfte wieder zusammengenäht. Ansonsten habe ich mich brav an die Anleitung gehalten. Diese stammt aus "Nähen im japanischen Stil" von Shufu To Seikatsu Sha.

Et voilà.


Donnerstag, 18. September 2014

"Gwand" und die Freude des Knöpfeannähens


Ich war mächtig enttäuscht, als das bestellte Buch mit japanischen Schnittmustern nur Kleider enthielt. Denn diese trage ich im Moment wegen des Stillens nicht. Zu unpraktisch, schliesslich will man ja nicht meterweise Stoff hochraffen. Und noch weniger anschliessend halb nackig rumsitzen. Irritiert schloss ich das Buch, wieso bloss hatte ich es bestellt? Versonnen betrachtete ich den Umschlag und musste plötzlich schmunzeln.

Der Titel "Kleider im japanischen Stil" ist ja eigentlich eine klare Ansage, was vom Buch zu erwarten ist. Nun sprechen Schweizer aber von Kleidern, wenn sie Kleidungsstücke meinen. Also Gewand im allgemeinen, Gwand, wie wir es nennen. Kleider (also Nicht-Hosen) hingegen nennen wir Röcke, egal ob es sich um Jupes und ähnliches oder Teile inkl. Oberköperbedeckung (gibts dafür ein treffendes Wort?) handelt. Da steckte ich also beim Bestellvorgang komplett unreflektiert im schweizerischen Spachmodus... Und trotz aller Reflexion finde ich auch jetzt nichts anderes heraus, als dass ich Kleider tatsächlich "ganze Röcke" zu nennen scheine.

Zum Glück konnte ich mich damals beim Bestellen aber nicht entscheiden, und so fand gleichzeitig noch ein zweites Buch den Weg zu mir. Dieses enthielt die gewünschte Bandbreite von "Gwand", und so durfte in den letzten Tagen doch noch Schritt für Schritt etwas entstehen unter meinen Händen. Da ich aber nur in seltenen und kurzen Minuten zum Arbeiten komme, fehlen jetzt noch zwei Knöpfe, welche dem guten Stück den letzten Schliff geben.


Dazu fallen mir wunderbare Zitate von Peter Bichsel ein: "So werden wir die Gefangenen von dem, was wir können. Und deshalb nähe ich gern Knöpfe an. Beim Knöpfeannähen bin ich ein freier Mensch, weil ich es nicht kann." Und hier: "Nur darf ich es nicht allzu oft tun, sonst laufe ich in Gefahr, es doch noch zu lernen. Knöpfe annähen macht nur so lange Spass, wie man es nicht kann." Und zum Schluss: "Nichtkönnen nicht als Mangel, sondern als Freiheit empfinden." Er hat ja so recht. (Alle Zitate aus "Das ist schnell gesagt", Peter Bichsel)

Sobald ich mir also die Freude des Knöpfeannähens gemacht habe, werde ich euch Bilder des Entstandenen zeigen. Vorerst gibt es einen Blick aus dem Kinderzimmer auf den Sonnenuntergang. Der mir jeden Tag sehr lieb ist, beginnen mit ihm doch die ruhigen Abendstunden.

Dienstag, 9. September 2014

Rundgang

Wer kommt mit auf eine kleine Hofrunde?




Die Zweige der Apfelbäume biegen sich unter der Last der Früchte. Auch die Trauben sind bald reif. Und der kleine Quittenbaum trägt erstmals Früchte! "Eingeschleppt" von der Wahlberlinerin J. hat er hier seit unserer Hochzeit vor drei Jahren Wurzeln schlagen können.


Bodenstrukturen...


Der Blick durch die von Kapuzinerkresse überwucherte Weidenhecke.


Der Hahn hat alle(s) im Griff.


Die Schafe beobachten das Geschehen ums Haus gelassen von ihrem Unterstand aus. Sie bleiben nun etwas länger liegen, wenn man sich ihnen nähert. Hochschwangere Damen halt... Aber irgendwie haben wir uns mit dem Zählen vertan. Wir erwarteten die Lämmer Ende August. Es bleibt spannend.


Der grosse "Zweiphasen"-Kompost ist mein neuester Stolz. Erbaut vom Gefährten nach meinen Vorstellungen (dafür habe ich doch tatsächlich einst einen halbtägigen Kompost-Kurs besucht, unvergessen vor allem die Weissweingläser mit der Gravur "Prost Kompost"), liefert er einen wichtigen Beitrag zum Gartenglück. Die Miete ist angesetzt, jetzt darf sie gären.

Auch in mir drin gärt es heftig: Zwei Dokfilme beschäftigen mich nachhaltig. Ich möchte sie euch wärmstens empfehlen.
Schluss mit schnell kam per Bloglektüre in mein Leben. 
Schneller, effizienter, besser wurde anschliessend vom Gefährten entdeckt, als er auf mein Drängen hin den obengenannten Film im Netz suchte. Beide Filme drehen sich um Zeit, Geld, Wirtschaft, Technik und das ganz persönliche Lebensglück.


Und nun geniesst den Vollmond!

Samstag, 6. September 2014

Bringsel


Der Sanitätshund wird von seinem Hundeführer in ein Waldstück (120x400m, rund 50'000qm) geschickt, um dort systematisch nach verletzten Personen und Gegenständen (Rucksack) zu suchen. Findet der Hund das Gesuchte, nimmt er den eigens dafür vorgesehenen Bringsel in den Fang, welcher ihm ans Halsband gehängt wurde. Kehrt er also auf diese Weise zum HF zurück, weiss dieser, dass der Hund mit seiner Suche erfolgreich war. Mit dem Kommando "Zeige!" schickt er ihn erneut in den Wald, folgt ihm diesmal und rettet die Person resp. birgt den Gegenstand.

Der Bringsel und die wunderbare Arbeit des "Sanitätelns" ist mir wieder eingefallen, als ich von Sabine mit ihrem Blog fadenvogel ein Stöckchen erhalten habe. Die Freude ist fast so gross, wie wenn nach dem leicht bangen Warten auf der Mittellinie und dem Starren in das gründämmrige Walddunkel ("Was macht der Kerl so lange da draussen?") der Hund mit dem Bringsel im Maul durch das Unterholz herangaloppiert kam. Und Stöckchen oder Bringsel; das ist ja fast einerlei... Mein Hund sah das übrigens auch nie so eng. Einmal hat er mir während einer Prüfung statt des Bringsels die Brille einer "verletzten" Person gebracht... Die Fundanzeige war auf jeden Fall eindeutig...


(Ich weiss natürlich, dass ich das Bild mit dem fliegenden Hund bereits bei anderer Gelegenheit schon mal veröffentlicht habe. Aber es musste hier einfach noch einmal mit rein.)


Hier sind nun also meine Antworten zu den Fragen meines allerersten erhaltenen Stöckchens (von wegen "post-Stöckchen!, liebe Sabine):

Warum bloggst du?
Ich hatte immer wieder das Gefühl, nix rechtes zustande zu bringen. Die Zeit zerrinnt und ich dümple so vor mich hin mit tausend Ideen im Kopf, ohne je etwas umzusetzen. Der Blog sollte so eine Art Portfolio von eigenen Realisationen werden. Damit ich, wann immer sich dieses miese Gefühl wieder anschleicht, einfach ein bisschen durch meinen eigenen Blog surfen kann, der mir dann vor Augen hält, dass ich schon dann und wann mehr schaffe als den täglichen Routinekram. Und ich wollte schreiben üben. Niederschwellig und doch verbindlich. Ein Blog schien mir da das richtige Medium zu sein.

Gibt es einen Anlass, der zum ersten Blogpost geführt hat, eine Geschichte, die ich mit ihm verbinde?
Nö. Irgendwann waren Mut und Lust und eine Prise Wahnsinn einfach genügend gross.

Gibst du deine Texte vor der Veröffentlichung noch jemandem zu lesen?
Nein. Aber sie entstehen meistens sehr langsam. Die Themen entwickeln sich im Kopf, beschäftigen mich tage-, manchmal wochenlang. Auch fürs Schreiben lasse ich mir viel Zeit und überarbeite das Ganze mehrmals. Das reicht mir dann.

Wie sieht das Zusammenspiel zwischen deinem Blog und deinen Aktivitäten in den sozialen Netzwerken aus?
Ich bewege mich nicht in virtuellen sozialen Netzwerken. Meine sozialen Netzwerke sind physischer Natur. Und dort ist mein Blog ganz bewusst kein Thema. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Menschen, die mich entfernt kennen, meinen Blog lesen. Das wäre mir zu persönlich und zu einseitig. Dass der Gefährte, meine Eltern und meine Freundin dies tun, freut mich hingegen sehr und zwingt mich zur ständigen Überprüfung meiner Authentizität in meinen Posts. Ich würde mich vor diesen vier Leuten schämen, wenn sie mich in den Posts nicht wiedererkennen würden. Und ich hoffe und gehe davon aus, dass sie sich auch umgehend meldeten, sollte dies geschehen.

Hast du einen festen Kreis an Leserinnen und Lesern und kennst diese?
Die bloglovin-Statistik zählt ja meine "Follower", insofern besteht eine feste Leserschaft, auch Blogger zählt ja die Aufrufe jedes Posts, was einen Rückschluss auf regelemässige Leserinnen zulässt. Der Kreis ist winzigklein, was ich aber ganz schön finde. Noch kleiner ist die Anzahl der regelmässigen Kommentatorinnen. Einige dieser Bloggerinnen sind mir sehr ans Herz gewachsen. Aber kenne ich sie? Ihren virtuellen Abdruck vielleicht, sie selber nicht. Das ist irgendwie schade, aber auch ganz ok. Denn: Auch wenn man sich nie real getroffen hat, ist mir manche Leserin bisweilen näher als die Mitmenschen vor Ort. Es braucht nicht überall alles.

Gibt es ein Thema oder ein Anliegen, das dir besonders am Herzen liegt und das du mit deinem Blog verfolgst?
Mein Blog ist ein Ego-Blog, welcher ursprünglich von mir für mich gegründet wurde (Siehe oben). Ich war selber gespannt, welche Themen und welche Gewichtung sich herauskristallisieren werden. Im Blog finden sich relativ viele Posts, welche meinem Verhältnis zur Tier- und Pflanzenwelt nachspüren. Dann noch Kinderzeugs und Werkelresultate. Dann und wann wird der Bereich der Gestaltung gestreift. Und manchmal auch irgend etwas anderes, was gerade unter den Nägeln brennt. Das sind aber nicht unbedingt meine Lebensthemen. Ich berichte kaum über meine Arbeit, die mir aber sehr lieb und wichtig ist. Ich berichte nicht über Probleme und Ärger. Dies nicht, weil ich mein Leben beschönigen möchte, sondern weil es mir vollkommen reicht, mich "in echt" aufzuregen, auszuflippen, ausfällig und ungerecht zu sein. Das alles gehört nicht ins öffentliche, nie mehr vergessende Netz. Wie die liebe d. so schön sagte nach einem langen Telefongespräch: "Wie schade, dass du darüber nicht schreiben kannst in deinem Blog, das wäre mal was Spannendes..." Mein Blog hat halt auch kein richtiges Thema definiert. Er ist kein Mamablog, kein DIY-Blog und auch kein Fotoblog. Das ist wohl auch der Grund, weshalb er für Leserinnen nicht besonders attraktiv ist. Für mich selbst jedoch schon. Er ist wie eine kleine Schatzkiste auf dem Dachboden, wo Erinnerungen ihren Platz finden und sich zu einer eigenen Ordnung zusammenfügen. Ich bin aber gespannt, ob sich das irgendwann ändert und ich zu "meinem" Thema finde.

Wo schreibst du deine Texte?
Daheim. Stehend mit schlafendem Kind im Tragetuch oder im Bett sitzend zu nächtlicher Stunde mit Schläferin und Schläfern um mich herum.

Wie vernetzt du dich mit anderen Bloggerinnen und Bloggern?
Am liebsten per analoger Post. Aber auch per Mail und mit Kommentaren. Es reicht mir zu wissen, dass es "da draussen" ähnlich denkende Menschen wie mich gibt. Mehr Vernetzung ist (im Moment) nicht nötig.

Was war das aufregendste Erlebnis, das du mit deinem Blog verbindest?
Durch Blogs findet ein Austausch statt, der sonst nicht möglich wäre. Es berührt mich immer ausserordentlich, wenn das Virtuelle Gestalt annimmt: Postkarten im Briefkasten, ein zugeschicktes Bild, welches ich bis in alle Ewigkeit mit der Geburt meines Mädchens verbinden werde und liebe Worte von Leserinnen der Kommentarfunktion. Obwohl ich sie bei der Bloggründung nicht eingeplant hatte, bereichern sie heute mein Leben sehr.

Was war dein Medium, bevor du anfingst zu bloggen?
Tausend Skizzenbücher, von welchen jeweils nur drei Seiten beschrieben wurden. To-Do und To-Want-Listen. An Freunde und Verwandte verschickte Büchlein mit eigenen Texten und Bildern.  Kisten voller Material (Wolle, Farben, Giesston,...) und angefangener und auf halber Strecke aufgegebener Projekte. Endlose Gespräche mit dem Gefährten, der Freundin, der Familie, dem Hund und mir selbst.

Meinst du, dass es deinen Blog auch in fünf Jahren noch geben wird? Und wenn nicht, was sonst?
Ich staune, dass es ihn nach anderthalb Jahren immer noch gibt.

So, dieser Bringsel hat ja einiges an Arbeit mit sich gebracht. Wie das halt immer so geht, wenn man sich ans Bergen von Aufgespürtem macht. Genug aufgeräumt im Wald für heute, ich werfe den Bringsel resp. das Stöckchen hoch in die Luft. Soll ihn/es auffangen, wer mag.

Hier meine Fragen (deren Antworten mich echt interessieren. Bitte lasst es mich wissen, solltet ihr einige bereithalten):

1. Bist du ein ehrlicher Blogger?
2. Welchen Nutzen hat dein Blog?
3. Worin bist du unersetzbar?
4. Grüsst du schon mal einen Baum?
5. Fürchtest du dich im Dunkeln und wenn ja, weshalb?
6. Beatles oder Rolling Stones?
7. Wird Erziehung überschätzt?
8. Was geschieht mit deinen digitalen Fotos?
9. Sprichst du mit deinem Computer?
10. Willst du sonst noch etwas sagen?

(fadenvogels Klammeranmerkung, dass bei mir das Kommentieren nicht möglich sei, hat mich einigermassen schockiert und natürlich sofort zum Handeln aufgefordert. Ich habe einige Anpassungen gemacht und hoffe, ab sofort wird wie wild kommentiert hier bei mir...)



Dienstag, 2. September 2014

Stolperstein: Achtsamkeit


Ohne Achtsamkeit beachte ich alles. (Robert Walser)

Achtsamkeit ist ja im Moment in aller Munde. Als ich wieder einmal etwas (zugegebenermassen ganz gescheites) darüber gelesen hatte, startete ich sofort den Selbstversuch. Zwar war gerade kein immer wieder zitiertes Glas Wasser in der Nähe, welches ich bewusst und mit allen Sinnen hätte kredenzen können. Ich hatte mich nämlich ans privateste Örtchen des Hauses zurückgezogen. Ich griff also ganz bewusst zur Papierrolle, wickelte ganz achtsam etwas Papier ab,....und beim Durchreissen entlang der perforierten Linie war ich der ganzen Sache bereits so überdrüssig, dass ich das Achtsamkeits-Prozedere abbrechen musste.

Es ist ganz gut, dass wir Abläufe ohne angestrengtes, bewusstes Nachdenken ausführen können. Achtsamkeit zerstört den Fluss, die Leichtigkeit, die Eleganz unserer Tätigkeiten. Achtsamkeit fokussiert, stattdessen wünsche ich mir einen Blick bis zum Horizont und darüber hinaus. Ich wünsche Euch und mir Präsenz im Alltag, Liebe zum Tun, Schwung und Hingabe für alle anfallenden Verrichtungen. Voraussetzung dafür ist wahrscheinlich genügend Zeit. Um nicht hektisch werden und die Gedanken sieben Schritte vorauseilen lassen zu müssen. Zeit ist vielleicht viel wichtiger resp. die Voraussetzung für das Gute, was daraus folgen kann. Ob man es dann Achtsamkeit, Liebe oder Präsenz nennt, ist eigentlich egal.


Ich freue mich über jeden Kommentar.
Weil dann Statistik-Zahlen zu Menschen werden.
Dank dir.