Montag, 27. April 2015

Maikäfer, flieg!


Gewöhnlich gehts beschaulich zu und her im Hühnervolk. Nicht so heute. Den Freilauf haben die Tiere auffallend ausschliesslich im Wald und am Waldrand zugebracht, so dass meine Neugier geweckt wurde. Bald merkte ich, dass sie auf der Suche nach einem besonderen Leckerbissen sind: Maikäfer! Die Tiere finden sich zu Hunderten auf den Ahornbäumen (jedenfalls habe ich sie dort und nur dort gesehen), und dann und wann fällt einer runter ins Gras. Das papiererne Rascheln elektrisiert die Hühner. Gierig stürzen sie sich auf den Gefallenen und verputzen ihn innert Sekunden.



Ich gestehe: Ich habe mich zum Maikäfer-Schütteln hinreissen lassen. Das Schauspiel ist zu eindrücklich. Und damit bin ich in bester Gesellschaft:

"Max und Moritz, immer munter,
Schütteln sie vom Baum herunter."
(Wilhelm Busch)


Auch die Hühner reihen sich ganz selbstverständlich ein in eine alte Tradition, schliesslich wurden die Käfer bis Mitte des letzten Jahrhunderts als Hühnerfutter genutzt. Damit hat es sich aber auch schon, der Maikäfersuppe und den kandierten Käfern kann ich herzlich wenig abgewinnen. Wobei, Insektengerichte sind ja schwer im Kommen... (klick und klick)


Es sind auch die Maikäfer, welche mich in dieser Jahreszeit jeweils erschrecken, wenn sie abends in die erleuchteten Fensterscheiben donnern. Das klingt dann, als würde jemand von aussen an die Scheiben klopfen. Nach dem ersten Schrecken fällt es mir dann aber immer wieder erleichtert ein, dass es nur diese harmlosen Tierchen sind.


Donnerstag, 23. April 2015

Bei dir piept's wohl



Die Welt ist um ein Lebewesen reicher. Unser erstes Küken ist heute morgen geschlüpft. Wir sind hingerissen.


Es ist und bleibt unbegreiflich, dass so etwas Wunderhübsches aus einem Ei schlüpfen kann. Aus einem Ei, welches nur 21 Tage vorher für Spiegelei, Kuchenteig oder ähnliches hätte verwendet werden können. Es hat nur noch ein bisschen Zeit, Wärme, das richtige Klima und ein klein wenig Bewegung benötigt. Unheimlich ist das.


Die in der Aufzucht unerfahrene Henne zeigt (bis jetzt jedenfalls) instinktiv sicheres, souveränes Verhalten. Sie beschützt das Kleine, hat ihm bereits gezeigt, wie man Futter pickt, hält es warm, reagiert zuverlässig auf sein Rufen und sitzt weiterhin stoisch auf ihrem Gelege. Grandios.


Bauliche Massnahme: Obwohl das Hühnervolk die Henne während der letzten Woche in Ruhe gelassen hat, haben wir heute den linken unteren Viertel des Stalls mit Kaninchendraht provisorisch abgetrennt und der Glucke und ihrem Küken eine Privatsuite geschaffen. So ist die Henne ungestört, das Kükenfutter wird nicht ständig von den Nutzniessern weggeputzt, die Kleinen können nicht verloren gehen und sind die ersten Tage vor Unvorsichtigkeiten oder gar Attacken geschützt. Die Glucke kann dadurch (bei natürlich normalerweise geschlossenen Türflügeln) den Stall nicht verlassen. Aber das tut sie sowieso nur, wenn man sie aus dem Nest hebt. Und dafür sorgen wir schon, schliesslich ist das Geschehen im Hühnerstall die Attraktion dieser Tage. 

Ob morgen bereits ein zweites Küken den Weg ans Tageslicht geschafft hat?

Sonntag, 19. April 2015

Meins!


Mein Garten!
Meine Bäume!
Meine Wiese!

Glücklich und stolz schweift mein Blick über diesen Flecken Erde. Die oben geschriebenen Worte durchzucken mich zwar während eines Wimpernschlags, könnten aber falscher nicht sein. Hier gehört mir gar nichts. Das wird sofort klar, wenn man sich vor Augen führt, dass wir hier in einem Mietobjekt leben. Und sowieso bin ich der Ansicht, dass einem gar nichts auf dieser Welt gehören kann. Alles ist nur geliehen für einige Jahre, unsere Sterblichkeit relativiert jeden Besitz. Und noch weniger kann ich von Besitz reden, wenn ich lebendige Gegenüber erwähne. Unsere Kinder gehören uns nicht, sie sind uns nur anvertraut. Ebensowenig die Tiere, mit denen wir leben. Auch wenn wir sie uns angeschafft haben. Sie gehören nur sich selbst. Und auch auf die Erde und die Pflanzen können wir keine Besitzansprüche erheben.

Woher also kommt dieser Impuls des Besitzen-Meinens?


Als der Fuchs dem Kleinen Prinzen das Zähmen erklärt, dieses Einzigartig-Sein für jemanden, meint der Kleine Prinz nach einigem Nachdenken, die Rose habe ihn wohl gezähmt.

Und genau so besitzt mich wohl dieser Flecken Erde. Noch nie habe ich mit so viel Zweifel, Herzblut und Zukunftsträumen in der Erde gegraben, noch nie habe ich mich so in den Dienst eines kleinen Ökosystems stellen lassen. Ich gehöre diesem Platz in der Welt, wenigstens im Moment, und wenn hier jemand "Meins!" sagt, dann sind es wohl diese Familie, dieses Haus und diese Natur. Ich gehöre ihnen ganz. Für sie biete ich alle meine Kräfte auf.

Und natürlich, das sei gesagt, ganz tief in mir gibt es Räume, die nur mir ganz allein gehören und die ich schütze vor allen äusseren Einflüssen.


Donnerstag, 16. April 2015

Nestbautrieb



Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt: Die Tiefstreu im Schafstall muss entfernt werden. Pünktlich zur Ankunft der Lämmer soll der Stall frisch und sauber sein. (Wir geben die Hoffnung nicht auf! Dieses Mal durften die Damen einen erfahrenen Bock besuchen.)



Nachdem der ganze Mist und das Stroh und Heu eines Jahres hinausgeschaufelt ist, wird frisch eingestreut. Beste Arvenspäne vom befreundeten Zimmermann und Stroh sollen den drei Grazien ein gemütliches Lager bereiten.


Drängelei am Eingang: Die Damen können es kaum erwarten, den Stall zu inspizieren.
Passt.


Sonntag, 12. April 2015

Huhn oder Ei


Ich komme soeben von meinem Hühner-Kontrollgang zurück. Jeden Abend kontrollieren wir vor dem Zubettgehen den automatischen Schieber, ob er auch wirklich geschlossen ist. Einmal war er in offener Position zugefroren, einmal schloss er sich aufgrund der länger werdenden Tage im Frühling zu früh und sperrte das Hühnervolk aus.

Heute erlebte ich grosses Kino: Vorsichtig griff ich unter die gluckige Henne, welche seit rund zehn Tagen auf acht Eiern sitzt und klaubte behutsam eines hervor. Ich legte es auf die Taschenlampe, verdeckte die Ränder mit meinen Händen und starrte in diese kleine Galaxie. In der rötlich leuchtenden Ursuppe zeichnete sich ein feines Netz ab, durch welches kleine "Klümpchen" wie winzige Fahrzeuge reisten: Das Netz pulsierte.

Auf dieses Leben schauen zu können, welches sich, komplett isoliert, in diesem Hühnerei entwickelt, hat mich mehr berührt als jede Ultraschalluntersuchung während meiner Schwangerschaften. Keine Maschinen, keine Ärztin, keine Messungen und Bewertungen. Nur ein Ei, ein Huhn und ich, eine ergriffene Beobachterin.

Samstag, 11. April 2015

#regrettingmotherhood : Senfkörner


Er wird heiss diskutiert in den Blogs, dieser Artikel. Herausragend äussert sich aufzehenspitzen. Ambivalenz kennen wir wohl alle. Aber darum geht es nicht in dem Bericht.

Ich kenne mehrere Frauen, welche keine Kinder wollen. Niemals. Aus verschiedenen Gründen nicht. Ihnen wird gewöhnlich wenig Verständnis entgegengebracht. Als "karrieregeil" oder "egoistisch" werden sie betitelt, "bindungsgestört" und ähnliches fällt schon auch mal. Und immer wieder müssen sie hören, dass sie ihre Entscheidung sicherlich im Alter bereuen würden.

Ich verneige mich voller Hochachtung vor diesen Frauen. Nicht wegen ihrer Entscheidung. Die ist mir so egal wie die Entscheidung für die Mutterschaft. Sondern vor ihrer Fähigkeit, auf ihre eigene innere Stimme zu hören. Die oft und immer wieder arg angegriffen wird. Diffus, unterschwellig, aber auch ganz brutal, direkt und gnadenlos. Es braucht Kraft und Mut, unter solchen Bedingungen auf diese Stimme zu hören. Aber es geht um die Integrität dieser Frauen, um nichts weniger. Besonders schwierig wird es für sie, wenn der Partner sich Kinder wünscht. Persönlich kenne ich eine Frau, welche noch rund 30 Jahre nach der Zeit, in welcher sich bei ihr die Kinderfrage gestellt hatte, unendlich dankbar ist, gegenüber ihrem Mann diesbezüglich standhaft geblieben zu sein. Und eine, welche bereut, dass sie nachgegeben und ein Kind bekommen hat.

Ob die bereuenden Mütter des Artikels sich wohl je einmal sehnlichst Kinder gewünscht hatten und dann erschreckt feststellen mussten, dass ihre Vorstellungen und die Realität auseinanderklafften? Oder handelt es sich vielleicht um Frauen, welche dieses leise Unwohlsein im Bezug auf eigene Kinder schon vorher gespürt hatten, dieses aber nicht fassen oder "verteidigen" konnten? Ich weiss es nicht.

Aber ich weiss, dass ich jeder Frau, welche sich getraut, ihre Mutterschafts-Irritation oder sogar -Abneigung (was nicht heisst, dass sie Kinder oder andere Mütter doof finden, auch das fiese Zuschreibungen, an welcher diese Frauen leiden), freundschaftlich die Hand reiche. Damit ihre innere Stimme stark bleiben kann.

(Gebe ich hier jetzt tatsächlich meinen Senf zu einem tagesaktuellen Thema??? Also Sachen gibts...)

Sonntag, 5. April 2015

das erste Kleidchen


Einst vom Füchslein allerliebst vorgeführt, wartete das Schürzenkleid-Schnittmuster auf seinen Einsatz im Haus der Krähe. (Leider ist das Schnittmuster von Stollentroll nicht mehr auffindbar im Netz, jedenfalls nicht für mich. Frau Kirschkernzeit hat aber, gleichzeitig wie mich, just die gleiche Frühlingskleidchen-Nählust gepackt. Bei ihr findet sich eine Möglichkeit, ans Schnittmuster zu kommen.)

Und jetzt: Voilà!



Genäht wurde es aus einem alten Bettlaken, welches mir noch vertraut ist aus den Nächten, wo ich als kleines Mädchen nachts ins Elternschlafzimmer getappt und dort unter die Decke geschlüpft bin. So trägt die Zaunkönigin jetzt ein Stück Sippengeborgenheit am Körper. Wenn ihr nicht gerade der grosse Bruder das Schlüttli streitig macht.



Freitag, 3. April 2015

Hühnerjäckchen



Das Hühnerjäckchen (benannt nach den süssen Knöpfen) wurde kaum getragen. Viel zu lange hat der Winter gedauert und zu schnell ist die Zaunkönigin gewachsen. Ob ich eine zweite, grössere Version in Angriff nehme? Die Anleitung war nämlich wirklich gut zu verstehen und somit schnell gestrickt. Und ich liebe das leichte, griffige Rowan-Garn "Revive", welches auf den ersten Blick nicht den Baby-Flausch-Reflex bedient, sich aber ganz fein von kleinen Menschen tragen lässt.

Weil es gerade so schön zum Thema passt: Seit gestern brütet eine unserer Hennen. Wir lassen sie gewähren. Und schieben ihr täglich weitere Eier ihrer Kolleginnen unter.

Und jetzt: Frohe Ostertage!
Ich freue mich über jeden Kommentar.
Weil dann Statistik-Zahlen zu Menschen werden.
Dank dir.